Googeln wir "wohlfühl“. Der Wohlfühl-Urlaub hat seine eigene Domäne, eine Wohlfühl-Therme verheißt "Inspiration der Sinne“. Wohlfuehlmomente.de verkauft Wohnaccessoires, Wohlfuehl-immobilien.de den kuscheligen Rahmen dafür. Eine Frau Magistra (FH) hat eine Wohlfühl-Akademie aufgezogen. Zu all dem gibt es passende Wohlfühl-Literatur. Bei der Suche nach Wohlfühl-Kunst werden die Funde schon geringer: Bestes Ergebnis ist ein Shop exklusiver Nachtwäsche, danach folgt ein Versandhandel für illustrierte Aufmunterungssprüche. "Wohlfühl“-So-und-so riecht nach Kitsch, Feng-Shui und
Reflexhaft distanzieren sich seriöse Kulturschaffende vom Event. Event ist laut, bunt und seicht. Subtil, nuanciert und tiefgründig ist Kunst. Event ist Marketing, also Blingbling und Tünche, Kunst ist das Wahre und Schöne. Das Event ist uns Kulturmenschen suspekt. Zurecht? Und was genau bezeichnen wir mit dem Begriff Event? Was wir in der Schmuddelecke des Kommerziellen verorten oder in der Arena der Spaßgesellschaft?Der Kulturwissenschaftler Martin Sigmund hat sich in einer umfassenden Studie mit diesen Fragen beschäftigt. Weil daraus ein Buch geworden ist ("Komponieren für Events“)
Die vergangenen zwölf Tage haben ein Lehrstück über Medien geboten, auf das man lieber verzichtet hätte: Wie geht reißerischer und fahrlässiger Journalismus."Ein geheimnisvolles Licht in der Nacht, ein Mann, der immer allein ist, nicht mit den Nachbarn reden will, sein Haus verkommen lässt - ist Cornelius Gurlitt am Ende ein Fritzl der Kunst?“ Das ist nicht aus der Bild-Zeitung. Vielmehr aus einem heimischen Qualitätsmedium, welches, weil’s zupass kommt, ein fremdgeführtes Interview mit einem wichtigtuerischen Nachbarn für eine Quelle nimmt. Der Vergleich mit einem der
Grundsätzlich sollte man vermeiden, Dinge zu verschenken, die man hässlich findet, von denen man aber annimmt, sie würden den Geschmack des Beschenkten treffen. Neulich ertappte ich mich auf dem Wiener Flughafen beim Kauf eines Souvenirhäferls mit Mozart-Konterfei.Ich war auf dem Weg nach Russland, zu meinem zweiten Besuch in Murmansk, und das Häferl sollte ein Geschenk sein für jemanden, der mir bei meiner ersten Reise weidlich fremd geblieben war: für einen sowjetischen Hochsee-Kapitän. Ich muss ihn sowjetisch nennen, denn in der Sowjetunion ist er aufgewachsen, unter sowjetischer
Jetzt ist der passende Zeitpunkt, um wieder einmal in - ja, wohin eigentlich? - zu rufen: Österreich verdient ein eigenes Kulturministerium! Wir geben es aber auch bescheidener und freuen uns über ein Staatssekretariat.Was wir nicht gerne noch einmal fünf Jahre lang erleben möchten, ist die politische Verantwortung einer Person für zwei Hauptthemen der sozialen und geistigen, in der Folge aber auch ökonomischen Entwicklung dieses Landes: die Schulbildung und die Kultur. Das ist Überforderung und führt zur aktuellen, ziemlich unbefriedigenden Situation: Die Ministerin, der das Thema
Es war also nur Kunst. Jonathan Meese ist vom Vorwurf der Wiederbetätigung freigesprochen worden. Vor Gericht gebracht hatte ihn der Hitlergruß. Eigentlich scheint die Anklage absurd. Die verbotene Geste wurde von einem Künstler bei einer Kunstveranstaltung auf der Bühne eingesetzt. Mit gleicher Argumentation - "den Hitlergruß wieder salonfähig zu machen“ - könnte die Staatsanwaltschaft Nazi-Darstellern den Prozess machen lassen, am besten gleich Christoph Waltz für seine Paraderolle als Supernazi.Die Richterin entschied, Meese habe die eindeutige Armbewegung im Spott getan, und am
Zurück von der Biennale in Venedig vergleicht man das geschaffte Pensum mit den Medienberichten. Die Biennale hat einen Umfang erreicht, der es niemandem mehr ermöglicht, sie ganz zu sehen. Der Anspruch, die ganze Biennale zu sehen, ist ebenso obsolet geworden wie die Diskussion um die Pavillons der Nationen. Alles ist möglich. Deutschland zeigt im Pavillon, der eigentlich Frankreich gehört, vier Künstler, von denen nur einer in Deutschland lebt, während Frankreich im deutschen Haus einen gebürtigen Albaner vorstellt. Österreich verhält sich mit einem ausgewanderten Künstler, den ein
Frankreich hat nun, was in Österreich bislang undenkbar ist: ein Bundesmuseum außerhalb der Hauptstadt. Ausgerechnet in Marseille, der wilden, einschüchternden, unberechenbaren Hafenstadt, die auch als Europäische Kulturhauptstadt mit Schießereien auf den Straßen Schlagzeilen macht. Im Zentrum merkt man von solchen Spannungen nichts. Für dieses Kultur-Jahr ist der alte Hafen umgekrempelt, aufgeräumt und poliert worden. Es hat sich ausgezahlt. Doch die eigentliche Leistung von Marseille liegt darin: Man hat ein Museum geschaffen, das überlieferte Denkschablonen und Hierarchien über
Was macht den Menschen glücklich? Unter den Antworten gibt es über Jahrzehnte und Epochen hinweg einen Dauerbrenner: Freundschaft. Und während Schwarzseher argwöhnen, dass virtuelle Netzwerke der persönlichen Freundschaft den Garaus machen werden, kann man sich - wenn es denn zu Ende ginge - in Wien den schönsten aller Abgesänge zu Gemüt führen.Wir begeben uns in den Augarten in das fast verwunschen anmutende Gebäude, das einst dem Bildhauer Gustinus Ambrosi als Atelier diente und das heute im Namen der TBA21-Kunststiftung zeitgenössische Ausstellungen präsentiert."The Visitors“
Die Stars auf dem Berliner Gallery Weekend sind im achten Lebensjahrzehnt und älter. Zwei davon sind Frauen aus Österreich. Maria Lassnig, 93 Jahre alt, zeigt neue Gemälde, während VALIE EXPORT, deren 70er wir auch schon gefeiert haben, in großzügigen Räumen ein Best-Of ihres Œuvres versammelt. Gleich mit drei Ausstellungen ist Hans-Peter Feldmann im Rennen, Altersgenosse von EXPORT und umschwärmt wie nie. Sollte das Pendel in die Gegenrichtung schwingen, nachdem der Kunstmarkt jahrelang süchtig nach Twentysomethings war, möglichst neu, möglichst frisch, möglichst direkt von der
Das Wasser rauscht ohne Unterlass, es sprudelt und gluckst. Wir sind in unserem Urlaubsquartier. Das liegt nicht an einem Wildbach in pastoraler Abgeschiedenheit - es tut nur so. Wir sind in West Hollywood, Los Angeles, und auf der Terrasse, in der Einfahrt, überall sind kleine Brunnen angebracht, die geräuschvoll vor sich hin plätschern. David aus Melbourne sagt beim Frühstück, er habe deswegen nicht schlafen können. Mandy aus Scottsdale erwidert, sie habe ebensolche Wasserspender zu Hause. David und Gattin Christina erstarren. Wie, sind Sie nicht aus Arizona? Ja, sagt Mandy fröhlich,
Dient es der Auflösung der schrecklichen Situation, bewirkt es eine Wendung zum Guten, dass der ORF den Appell des im Jemen entführten Österreichers Dominik N. im Originalton sendet? Dass wir beim Frühstück hören, wie der junge Mann mit versucht fester Stimme um die Rettung seines Lebens bittet? Natürlich nicht. Warum nicht auf die Einspielung verzichten? Freilich, im Internet ist der Videoclip einfach abrufbar. Aber muss ein Qualitätsmedium nicht Haltung bewahren?Zwei Reaktionen in mir bewirkte das Audiodokument: Ärger über die journalistische Grenzüber-schreitung und, weit
Es gab keinen Aufschrei, nur eine kleine Meldung: Der Kunstraum "BAWAG Contemporary“ verändert sein Programm. Die langjährige Leiterin Christine Kintisch wird auf Altersteilzeit geschickt (wie charmant, das seitens des Unternehmens zu verkünden. Unterliegt diese Vereinbarung nicht der Verschwiegenheit?). Ausstellungen wurden kurzfristig abgesagt, weitergehen soll es mit der dubiosen Ankündigung eines "Boards“ ohne hauptverantwortlichen Kurator und "anderem“ Programm. Indirekt kolportiertes Zitat des Marketingverantwortlichen der BAWAG PSK: Man wolle den Raum "wieder mehr contemporary
"Dinge, die wir nicht verstehen“ hieß vor vielen Jahren eine Ausstellung in Wien. Ein provokanter Titel als Plädoyer für das Komplizierte, für die ästhetische Transformation, die eine Hürde vor der schnellen Lesbarkeit errichtet. Verschlüsselung, so die These, sei in der Kunst fruchtbar, wenn sie das Verstehen nicht verhindert, sondern den Vorgang des (Nicht-)Verstehens bewusst macht und verändert.Im Kopf geblieben ist mir der Mut, mit dem das Kuratorenduo Buergel/Noack seine eigene Verstörung vor manchen Kunstwerken zum Thema gemacht hat. Ja, auch wir Kunstprofis verstehen nicht
Möglicherweise ist uns Kunst heute allzu leicht zugänglich“, schreibt der amerikanische Kunstkritiker Michael Kimmelman in seinem einnehmenden, autobiografisch gefärbten Buch "Alles für die Kunst“. Jeder Bewohner der Städte und stadtnahen Zonen der industrialisierten Welt habe "im Zeitalter der reisenden Kunst“ jederzeit großartige Kunstwerke in Reichweite.Stimmt, eine ganze Branche gedeiht rund um die alltäglich gewordene Kunstspedition rund um den Globus. Kaum ein Außenstehender ahnt, welcher Aufwand, wieviel Geld hinter der Tatsache stehen, dass er oder sie sich einen van Gogh
Der heutige Tagesbeginn bescherte mir eine Krise. Sie wurde ausgelöst beim Öffnen meiner Post. Doch dazu später.Im Lauf des Tages las ich einen Artikel zu meinem Metier. Er glich aufs Haar etwa drei anderen Texten, die ich in diesem Jahr in in- und ausländischen Zeitungen gelesen habe. Neuerlich hatte mich der Titel gelockt: "Gleichstellung in der Kunstwelt? Die Zahl der Museumsdirektorinnen wächst. Haben Frauen die Macht im Kunstbetrieb übernommen?“ Alarm, Alarm.Wir können gleich Entwarnung geben. Der Artikel in der Zeit - der sich auf Deutschland bezieht - stellt fest, dass ein
Wir fahren ins Land von Paul Cézanne. Drei Tage Stau auf Autobahnen. Man bereut alles: den Entschluss zur Reise, die Entscheidung fürs Auto, für die Route, für die Zeitplanung … Man hält sich für einen konformistischen Simpel, der in der Herde nach Südfrankreich trabt. Urlaub im September als schlaue Alternative zum Massentourismus? Die vermeintlichen Individualisten sind längst ebenfalls Masse.Gewappnet nach Aix. Beim Atelier von Cézanne erwartet man ein Besucherzentrum, Menschenschlangen, die schlimmsten Begleiterscheinungen vermarktbarer Authentizität. Und dann? Alles anders. Es
Waren Sie schon auf der documenta? Bis Mitte September ist noch Zeit. Am Ende werden mindestens 800.000 Menschen diese anspruchsvolle Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Kassel gesehen haben. Gut so! Eine kluge Ausstellung, die Geist und Sinne öffnet - und doch mit einem verstörenden Fauxpas behaftet ist. Im Zentrum der Ausstellung, in einem auratischen Raum namens "Brain“, darf man sich im Hirn der Ausstellungsmacherin umsehen. Hier hat Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev ihre Inspirationsquellen versammelt. Bildende Kunst steht neben Keramikvasen, neben Kriegsrelikten, neben
Im Jahr 1984 riefen die britischen Minenarbeiter einen Streik aus. Konfrontiert mit der drohenden Schließung zahlreicher Bergwerke, eröffneten sie den Kampf gegen die Thatcher-Regierung, der mit der nachhaltigen Niederlage der Bergmänner endete. Ein entscheidender Schlag gegen das Selbstbewusstsein der Arbeiter und gegen die Gewerkschaften.Ich hätte vielleicht nie über diese historische Episode nachgedacht, wenn mich nicht die Kunst damit konfrontiert hätte. Die Kunst erzählt von Kohle? Ja. Mehrfach in letzter Zeit: in Ausstellungen, auf der Bühne. Nicht vom Zaster ist die Rede, nicht
Zum Glück hatten wir Karten reserviert: Die Ausstellung von Lucian Freud in London war für das gesamte Wochenende ausgebucht. Was macht diesen Künstler, der vergangenes Jahr gestorben ist, so populär? Lucian Freud trug einen großen Namen, er sah gut aus, und er konnte unglaublich gut malen. Die laufende Ausstellung zeigt seine Porträts und damit das Herzstück des Œuvres. Kein anderer Maler der Gegenwart, vielleicht des 20. Jahrhunderts, hat sich dem Menschenbild so sehr verschrieben wie Freud. Ich male Menschen, sagte Freud, "because I want to create drama in my pictures“, weil ich,
Die Entwicklung des Urheberrechts interessiert mich überaus. Sie betrifft mich mehrfach. Mache ich alles richtig? Produzieren, publizieren, präsentieren: als Kopfarbeiterin, die mit Ideen, Konzepten und Texten ihren Lebensunterhalt verdient, und als Museumsleiterin, die verantwortungsvoll und rechtskonform mit Kunstwerken umgehen muss. Kann ich den juristischen Debatten folgen? Nein. Bei ACTA steige ich aus. Die übliche Vorgangsweise, sich in Wikipedia schnell zu informieren, scheitert. Rufen Sie den Eintrag auf … Alles klar?Ich habe Freunde, die sich (kostenfrei) die tollsten Dinge aus
Kann es zu viel Kultur geben? Da schüttelt man erst einmal den Kopf. Kann einer ernsthaft diese Frage stellen?Vier Autoren haben das getan und der Antwort ein ganzes Buch gewidmet. Eine sogenannte Polemik: "Der Kulturinfarkt: Von Allem zu viel und überall das Gleiche“, noch keine zwei Wochen auf dem Markt, und ein Sturm der Erregung peitscht die Wogen des Feuilletons. Der Kulturstaat mit seinen Subventionen hat, so die provokante These, einen Betrieb des schieren Selbsterhalts geformt, in dem öffentliche Institutionen unantastbar schalten und walten, auf der Grundlage einer ehernen
Das Plädoyer meiner letzten "Federstiche“ für eine Unterscheidung zwischen E wie ernster und U wie unterhaltender Kunst trug mir einige scheele Blicke und spöttische Bemerkungen ein. Spielverderberin, lautete die ungesagte Unterstellung. Spaßbremse. Will nur anstrengende, spröde Konzeptkunst mit Beipackzetteln so dick wie die vielsprachigen User Manuals, die man heute zu jedem Dosenöffner mitgeliefert bekommt. Hab’ ich doch gar nicht gesagt! Es geht nicht um (Ab-)Wertung, es geht um Differenzierung. Aber ich habe schon verstanden. Ich bin in den Fettnapf anrüchiger Antiquiertheit
Rückblicke, Rankings, Resümees: So wird mit einem Jahr abgerechnet. Auch im Bereich der Kultur. Die tollste Ausstellung, die beste Inszenierung, der überzeugendste Roman. Ich tu mir damit schwer. So vieles, so viel Verschiedenes … Was ist geblieben?Ich erinnere mich an das unablässig sachte Rieseln der Papierschnitzel über Peter Handkes Kärntner Jaunfeld: Immer noch Sturm. Ich erinnere mich an Roulettenburg, ich erinnere mich an Castorf. Ich erinnere mich an Sophie Rois, an die Stimme von Sophie Rois. Ich erinnere mich an die Höhlenbilder von Chauvet und wie sie Werner Herzog mit der
Neulich eine Podiumsdiskussion auf der Linzer Kunstuniversität: "Welche Kunst braucht die Gegenwart?“ Beinahe einhelliger Widerspruch in den ersten Wortmeldungen. Die Frage sei falsch gestellt, die Formulierung nicht zulässig, man könne und dürfe von der Kunst nichts fordern.Nun sind Distanzierung und Dekonstruktion gut eingeführte Taktiken der Positionierung bei Schaudebatten oder in Interviews. Politiker benützen sie, um den Fragenden in die Schranken zu weisen oder um sich um eine Antwort zu drücken. So gesehen, also im situativen Kontext der Intellektuellen-Bühne, waren die
Muss ich als gute Bürgerin jetzt eine Viertwaschmaschine anschaffen? Wir haben zu zweit zwar schon drei Waschmaschinen, aber nur ein Auto. Da ist auf jeden Fall noch was drin. Auch dass wir in zwei Wohnungen null Fernsehgeräte haben, könnte Konjunkturbesorgten Hoffnung geben. Allerdings ist derzeit keine größere Anschaffung geplant als ein Gurkenhobel.Die Wirtschaftsforscher sind pessimistisch wie lange nicht mehr, lese ich in der Zeitung. Das Wachstum knickt ein, höre ich im Rundfunk. Ja, Himmel noch einmal, denke ich, wie soll denn das funktionieren, dass die Wirtschaft immer mehr
Kunst ist Luxus. Kunst gibt den Reichen Lebensinn und ihrem Auftreten den geschmackvollen Rahmen, Kunst und Kapital sind siamesische Zwillinge. Mit diesem Argument hat die niederländische Regierung drastische Kürzungen der Kunstförderung angekündigt: Kunst sei keine Angelegenheit des öffentlichen Interesses sondern Privatvergnügen. Was für ein falscher, verengter Kunstbegriff!Ja, Kunstwerke dienen zuweilen als Investition und als Dekoration. Kunst kann aber auch ganz anderes leisten. Vergangene Woche stand ein Zeltdorf in Linz am Donauufer, da wuselten junge Menschen, es wurde
Ein Wort in feministischem Interesse. Nein, verdrehen Sie bitte nicht die Augen. Ich weiss, dass der Feminismus als démodé gilt, im besten Fall liebenswürdig angejahrt, im schlechteren enervierend, jedenfalls Generation Komfortschuh. Nicht weiter gefährlich, steht aber manchmal im Weg.Dementsprechend fällt die mehrheitliche Reaktion auf die Forderung nach geschlechtergerechter Änderung des Textes der Bundeshymne aus. Erstaunlich, dass sich ein paar ÖVP-Machos davon so aufgestachelt fühlten, dass sie nachgerade subversives Potenzial aktivierten. Nur um eine Parteikollegin daran zu
In wenigen Städten ist man sich des Bodens unter den Füßen so bewusst wie in Venedig. Das unebene Pflaster der Gassen, der abgeschliffene Trachyt auf dem Markusplatz, die sandig-knirschenden Kiesel in den Giardini und die schwankenden Bohlen des Vaporetto - ein Schwanken und Schlingern, das minutenlang anzuhalten scheint, wenn man längst den Pier verlassen hat.Auf unsicherem Grund: Angesichts der Biennale di Venezia 2011 scheint der Fachwelt der Konsens abhanden gekommen zu sein, was gut ist, was gefällt, was man auf den abendlichen Cocktailparties zur Übereinstimmung bringt und was bald
Qualitätskriterien im Journalismus. In der letzten FURCHE waren sie ein Thema und kurz darauf, am vergangenen Wochenende, wurden sie auf der Eurozine-Konferenz in Linz diskutiert, im Netzwerk europäischer Kulturmagazine. Was ist eine gute Zeitung? Woran misst man Qualität?Themenwahl und Recherche wurden genannt, Profundität, Aufrichtigkeit und Ausgewogenheit. Dazu Transparenz des eigenen Hintergrunds (etwa der Eigentümerschaft), der Motive und Interessen. Die Qualität der Sprache, möchte ich hinzufügen. So weit so gut. Doch wie steht es mit der Weltanschauung? Muss guter Journalismus
Mehr als ein Jahrzehnt lang war ich Rainer-Maria-Rilke-süchtig. Seither sind zwanzig Jahre vergangen, aber jeden April habe ich die Zeilen im Kopf: "Wieder duftet der Wald. Es heben die schwebenden Lerchen mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern schwer war. Zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er leer war …“ ("Aus einem April“, 6. 4. 1900). Von Mai bis März will ich die Zeilen nicht rezitieren. Aber im April unbedingt, das ganze Gedicht, und wenn ich in einem Jahr darauf vergessen würde - es würde mich beunruhigen. Ein Bogen der Kontinuität spannt sich damit
Die Sonntagspredigt klingt so: "Ökologisch zu leben heißt, ein besonnenes Leben zu führen, dasjenige Maß im Umgang mit Ressourcen und Techniken ausfindig zu machen, das ökologisch verträglich ist, Eingriffe in vorgefundene Zusammenhänge nur in dem Maße vorzunehmen, wie sie von diesen auch bewältigt werden können, und jede irreversible Schädigung zu vermeiden.“Das zornige Manifest liest sich so: "In den Reden der Ökologen ist alles umzukehren. Da, wo sie von ‚Katastrophen‘ sprechen, um die Ausrutscher des herrschenden Systems bei der Verwaltung der Wesen und Dinge zu
"Sie wollen“, schreibt das Gratisblatt Heute über die Demonstranten im Nahen Osten, "etwas mehr Freiheit und Gerechtigkeit - und werden einfach niedergeschossen!“ "Echt gemein!“ möchte man darauf sagen, in dem Ton, in dem in meiner Volksschulzeit kommentiert wurde, dass die Susi nicht zu Kurtis Kinderjause kommen durfte, weil sie dies oder das angestellt hatte.Auf dem diskursiven Terrain des Boulevards gibt es weder analytische Darstellung noch distanzierte Einschätzung. Die manichäische Aufteilung sämtlicher Protagonisten in Sympathieträger versus böse Monster bewirkt rein
Ein Haus in voller Größe, das heißt, Länge und Höhe stimmen, allerdings gestaucht auf einen Meter Breite: Noch ein paar Tage können Sie dieses seltsame Gebäude im Essl Museum sehen. Betreten kann man es auch - wenn man den Bauch einzieht. Das Interieur als verzerrter Doppelgänger eines Nullachtfünfzehn-Heims. Für Kinder ein großer Spaß.Es ist eine bewährte Methode der Kunst (das Haus ist ein Kunstwerk von Erwin Wurm), Verhältnisse zu verändern, verschieben, vertauschen. Da darf sie sich schon einmal bei der Schaustellerei bedienen. In meiner Kindheit gab es im Wiener Prater das
Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust, und in dieser Zeit des Jahres leben sie nebeneinander her, ohne auch nur den Versuch gegenseitiger Einfühlung zu unternehmen. Das ist das Gebot der Stunde: Sie ignorieren einander um des lieben Friedens willen. Ich sind zwei, aber sind wir einander je so fremd wie in diesen Tagen?Die eine neigt zu Einkäufen großer Mengen von Alles-Liebe-Keksen, Danke-schön-Teebeuteln und Duftkerzen beim Waldviertler Biovertrieb. Die andere hat den vor Wochen von freundlichen Geschäftspartnern übersandten Adventkranz umgehend entsorgt. Um Weihnachtsmärkte macht
Morgens höre ich Ö1. Jeder Tag beginnt mit übertrieben gespannter Erwartung, die sich nie abnützt, auf die Kennung des Morgenjournals. Was gibt es Neues? Ist etwas passiert? Wie wird das Wetter? Der Wecker läutet um sechs Uhr fünfzig.Zur Vollständigkeit des rituellen Morgenablaufs gehört eine Sendung vor den eigentlichen News: Gedanken für den Tag. Ein dreiminütiges Einsprengsel von Betrachtungen und Anregungen, die durch den Alltag des Lebens begleiten, ihn erhellen, deuten und hinterfragen sollen, um diejenigen zu bereichern, die Lebens- und Glaubenserfahrungen ihr Ohr öffnen.
Eine Frau liegt im Bett, sie trägt Schlittschuhe an den Füßen. Ein surreales Bild, seltsam und beklemmend. Es ist eine frühe Fotoarbeit von VALIE EXPORT, entstanden in jener mittlerweile legendären Zeit um 1970, für deren radikale Bewegungen EXPORT als Galionsfigur steht. VALIE EXPORT, das ist im kollektiven Bewusstsein die Frau mit der offenen Hose und dem Maschinengewehr, die Frau, die einen Mann an der Hundeleine durch die Stadt führt. Die Schockkünstlerin. Es gibt aktuelle Postings im Internet, in denen sie als Tierquälerin denunziert wird. Und zur gleichen Zeit wird EXPORT bei
#Dann war das schlechte Wetter da.# Seit vielen Jahren ein Favorit in meinem Ranking der schönsten literarischen Einstiegssätze. Ernest Hemingway, #Paris # ein Fest fürs Leben#. Diese Plötzlichkeit der Zäsur, das Neue des Herbstbeginns # bei Hemingway klingt #schlechtes Wetter# wie der verheißungsvolle Bote einer Zeit voller Freuden.An einem Tag wie dem letzten Samstag, eben noch sind wir im Hemd flaniert, jetzt kann man das Auto kaum durch den Regensturm steuern, an einem solchen Tag denke ich an Hemingways Satz als einen Auftakt. #Nachts mussten wir die Fenster wegen des Regens
Berlin, Ende August: Der zehnjährige Sohn meiner Freundin wird in der S-Bahn von Jugendlichen überfallen. Meine Freundin am Telefon, weinend. Mir verdunkelt sich der Sommertag – als wäre das Böse plötzlich real, im selben Zimmer. Gewalt, Angriffe auf Kinder durch wenig Ältere, Übergriffe, die an Bedrohlichkeit die Raufereien unserer Kindheit weit hinter sich lassen: Das war bis jetzt ein abstraktes Medienthema. Das gab es in Bezirken, in die „wir“ selten kommen, in Wien-Favoriten vielleicht, in Berlin wohl in Neukölln, aber nicht im gutbürgerlichen Mitte, wo meine Freundin wohnt
„Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“, fragte Paul Watzlawick und schuf damit ein geflügeltes Wort. Die aktuelle Berlin Biennale geht der Frage nach: Kann die Kunst die disparaten Wirklichkeiten unserer Zeit sichtbar machen, und kann sie dazu beitragen, dass ihre Betrachter „anwesender sind in dieser Welt“? Anwesender, ein schöner Komparativ. Wären wir nicht alle gern anwesender?Natürlich ist es ein Paradox, eine Kunstausstellung aufzusuchen, um sich selbst stärker im Realen zu spüren. Mit dieser Absicht, so meint man, sollte man sich auf eine Sommerwiese legen, Wolken sehen,
Michael Heltau, so berichtete man neulich im Radio, sagte in einer Laudatio auf eine Schauspielerin, sie habe nie etwas Belangloses gemacht.Man stutzt. Ein großes Wort, das hier gelassen ausgesprochen wird. Nie etwas Belangloses … Wir gehen einmal davon aus, dass vom Beruf die Rede ist und nicht vom lieben langen Tag. Für das eigene Seelenheil ist es nämlich unbedingt notwendig, sich regelmäßig dem Unwichtigen, Nebensächlichen und Wirkungslosen zu widmen: abgeblühte Blätter von der Topfpflanze zupfen, angehäufte Visitkarten ausmisten und dergleichen.Von gewissen Menschen wünscht
Bis dato glaubte ich an die Zeitdiagnose, der zufolge wir in der Ära des Individualismus leben. Die Diversifizierung der Märkte würde dafür sorgen, dass jedes Bedürfnis befriedigt und jede Fantasie realisiert werden könne. Vorausgesetzt, Kreativität und Konto finden sich in einer produktiven Allianz der Wunscherfüllung. Bewegt man sich mit beschränkten Mitteln, findet man sich allerdings recht schnell in einem beklemmenden Konformismus gefangen. Sobald man einen diffizileren Anspruch stellt, als unter 17 Joghurts im Supermarktregal eines auszusuchen, wird es schwierig.Wovon spreche
Dass weder der Zölibat noch Homosexualität als Erklärung für Kindesmissbrauch taugen, dürfte mittlerweile klar sein. Möglicherweise in Einzelfällen, so wie jedem einzelnen Fall ein Set an psychischen Dispositionen des Täters zugrunde liegt, gewiss nicht pauschal. Es geht um sexuelle Begierden, zu denen vermutlich weit mehr Menschen neigen, als eingestanden wird. Mit gutem, mit allerbestem Grund sind diese Lüste verpönt, verboten, tabuisiert. Ihr Ausleben bringt ein Ausmaß an Leid über das betroffene Kind, vor dem es mit allen Mitteln geschützt werden muss. Warum dennoch diese
Alle gute, ich meine, alle berührende Kunst handelt davon, was sein könnte. „Als wir jung waren“, sagt Thomas in Robert Musils Schauspiel „Die Schwärmer“, „wussten wir, dass das, was wirklich geschieht, ganz unwichtig ist neben dem, was geschehen könnte.“ Diese Neigung zum Möglichen, dieses Offenhalten-Können nennen wir jung. Es gibt keinen Grund, sich im Lauf der Jahre von dieser Haltung zu verabschieden.Weil sie aber eben doch passiert, die schleichende Erosion der Zuversicht, tut es gut, mit jungen Menschen beisammen zu sein, um sich anstecken zu lassen von ihrem
Im Akademietheater gewesen. Fünf Stunden lang: „Eine Familie“ von Tracy Letts. Fünf Stunden, und keine Minute zu viel. Man gerät genussvoll in den Sog des Familiendramas, lacht, leidet. Dabei passiert nicht viel anderes als im wirklichen Leben – zumindest in manchem wirklichen Leben – aber natürlich ist alles bigger than life. Ganz so kunstvoll gestaltet läuft kein Streit ab, so ereignisdicht verläuft kaum ein Tag. Trotzdem, irgendwie merkwürdig, welche Faszination es heute wieder erzeugt, echten Menschen bei der Imitation echten Lebens zuzusehen, ganz ohne
„Hütet euch vor jenen, die in ein Sprachrohr sprechen, die beschimpfen, die anschnauzen; vor jenen, deren Reden Reden der Macht sind, die größer ist als ein Mensch; die Scheinwerte bemühen, das Volk, die Geschichte, Götter und Götzen …“ So ist sie überliefert, die Eintragung des französischen Dichters und Philosophen Paul Valéry in seine „Cahiers“, seine Notizhefte, geschrieben zwischen 1936 und 1938. Warum sind die besorgten Intellektuellen damals wie heute auf verlorenem Posten?Dieser Tage hörte ich in Radio Ö1 drei führende Journalisten diskutieren, und alle waren sich
Wenn man sentimental werden möchte, gibt es zwei probate Mittel: in alten Fotos wühlen oder die eigene Bibliothek durchforsten. Man nimmt Bücher zur Hand, Suhrkamp-Taschenbücher mit staubigen Seiten, Luchterhand-Ausgaben mit kratzigen Umschlägen, die man mit zwanzig geliebt hat. Peinlich berührt und empathisch gerührt zugleich findet man angestrichene Stellen, Rufzeichen am Seitenrand. Das hat man gut gefunden? Schön und wichtig? Ja, schon. Man erkennt die Suchbewegungen des Lesens wieder, den Ideenhunger. Wie könnte es gehen, das Leben? Wohin könnte es führen? Man gönnt sich ein
Am 10. Dezember feiert Michael Snow seinen 80. Geburtstag. Es mag sein, dass Sie noch nie von diesem Mann gehört haben. Für mich ist er seit meinem 18. Lebensjahr eine Legende: bildender Künstler, Musiker, Komponist und Avantgardefilmer. Vor kurzem kam er aus seiner Heimatstadt Toronto nach Linz.Michael Snow betritt mein Büro und da entzieht sich die Kaffeetasse auf der Nespressomaschine meiner Kontrolle und wird gegen meinen Körper geschleudert. Michael Snow – mit tadellosen Umgangsformen – begrüßt den begossenen Pudel höflich und ohne großes Tamtam über das Malheur. Meine
Welche Möglichkeiten gibt es für Kunst, gegen die Rechtsdrift in diesem Land aufzutreten?Seit 20 Jahren beteilige ich mich am Diskurs über das politische Handlungspotenzial von Kunst. Vor zehn Jahren – ich stöbere in alten Manuskripten – habe ich geschrieben, es sei Aufgabe der Kunst, Widerstand zu leisten „gegen globalisierte Wirtschaftsmächte, gegen Nationalismus, gegen Rassismus, gegen Konsum- und Markenterror, gegen die Monopolisierung der Medien, gegen die Enteignung der eigenen Lebensplanung durch das immer gnadenlosere Diktat des Arbeitsmarkts“. Kunst und Aktivismus,
Stellen Sie sich vor, Sie besäßen eine umfangreiche Kunstsammlung. Zu Hause ist alles voll – was tun? Sie könnten Ihre Schätze einem öffentlichen Museum schenken. Eine Geste nobelster Großzügigkeit, aber zu dieser können Sie sich nicht durchringen. Also bauen Sie Ihr eigenes Museum.In diesem Sommer war ich in zwei Sammlermuseen. Ein größerer Gegensatz ist kaum denkbar. In Neuhaus/Suha, einen Steinwurf von der Kärntner-slowenischen Grenze entfernt, liegt auf einer Geländekuppe über der Drautalstraße das Museum Liaunig. Viel ist seit der Eröffnung vor einem Jahr vom raffinierten
Woran denken Sie beim Begriff „Sommerakademie“? Kreativurlaub. Dilettanten an Staffeleien im Gebüsch, die abends auf Ansichtskarten plein air buchstabieren. Rührende Versuche, Sonnenuntergänge in Acryl zu fixieren.Bis vor Kurzem war ich nicht immun gegen solche boshaften Assoziationen.Natürlich, in Österreich gibt es die Mutter aller Sommerakademien, die jeden Spott ausschließt: die Internationale Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg. In der würdigen Tradition von Oskar Kokoschkas „Schule des Sehens“ werden die Studierenden dort von erstklassigen Künstlerinnen und
Sind 5500 Euro viel Geld? Kommt drauf an. Im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur hat der Sparefroh entschieden, 5500 Euro, die bislang beim Österreichischen Grafikwettbewerb ausgelobt worden sind, nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Seit 1952 existiert dieser Wettbewerb, mittlerweile traditionsreich und renommiert. Die Liste der Preisträger liest sich wie das Kompendium der österreichischen Kunstszene. Riesensummen lassen sich keine gewinnen. Zwar werden auch ohne Beitrag des Bundes immer noch ein Dutzend Preise vergeben, doch deren Dotierung steht großteils bei ein-,
Das Beste, was im Sinn unserer Massenmedien passieren kann, sind Katastrophen. Das Zweitbeste sind Beinahe-Katastrophen. Eine solche betrifft derzeit die Wiener Albertina. Nur knapp entgingen kolportierte 950.000 Kunstwerke der Vernichtung durch 2100 Liter Regenwasser, die das Depot zu fluten drohten. Allen widrigen Umständen trotzte der beherzte Direktor mit einer Gesamtevakuierung der Bestände. Alles noch mal gut gegangen! Mit der Beinahe-Katastrophe bot die Albertina tagelang Gesprächsstoff. Das Thema Museumsdepot hatte seine „15 minutes of fame“, und schon ist es wieder vom Tisch.
Neulich war ich zum ersten Mal, ich gebe es zu, im Museum Moderner Kunst Kärnten. Andrea Madesta, die Direktorin, hatte mich zu einem Publikumsgespräch geladen. Eine willkommene Gelegenheit, die Werkschau von Peter Zimmermann zu sehen, eine umfassende, sorgfältig kuratierte Ausstellung des renommierten Kölner Konzeptkünstlers. Habe ich in einem überregionalen Medium eine Besprechung dieser Ausstellung lesen können? Nein.Zunehmend ärgert mich die willkürliche und lückenhafte mediale Wahrnehmung der künstlerischen Produktionen in diesem Land. Grundsätzlich mag es zu begrüßen sein,
Es ist der 1. Mai, und die europäische Kulturhauptstadt Linz glitzert in der Sonne. Tag der Paraden: Auf Landstraße und Hauptplatz die gewohnte Politfolklore, Aufmärsche der Vereine und Kapellen, Fahnen und Wimpel, Reden der SPÖ-Vertreter auf der Tribüne, Menschenmengen. Es ist was los. Am Nachmittag die "Parade" in den Randbezirken Solar City/Auwiesen, eine fröhlich-bunte Veranstaltung im Rahmen von Linz09.Genau dazwischen das Ereignis, das später am Tag die Berichterstattung dominieren wird: die Eskalation im KPÖ-Abschnitt der 1. Mai-Demonstration, die mit verletzten Demonstranten
Warum äußern sich so wenige Kunstschaffende zur "Krise", wurde neulich im Radio gefragt? Peter Weibel, allzeit bereiter Interpret von Kunst und herrschenden Verhältnissen, weiß es: weil sie erstens vom Markt abhängig sind (wer nicht?) und dessen Mechanismen daher nicht kritisieren können und weil sie zweitens nichts davon verstehen (wer tut das schon?).Das verblüffende Phänomen, an dem Weibel vorbeizielt, ist jedoch ein anderes: Es scheint, als ob die einzige Interessensgruppe weit und breit, die den ökonomischen Einbruch begrüßt, in der Welt der Kunst zu Hause ist. Krise, hurra!
Oje. Da ist etwas kommunikationstechnisch schiefgegangen. Linz ist Kulturhauptstadt Europas, und internationale Medien berichten von der "Kulturhauptstadt des Führers". Das ist zwar der Titel einer Ausstellung im Linzer Schlossmuseum, aber nicht, wie mancherorts sensationslüstern suggeriert wird, das Motto des Jahres.Dass Linz sich seit vielen Jahren aktiv mit dem schwierigen Erbe seiner Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt, belegen intensive Forschung und die Reihe der daraus resultierenden Publikationen. Doch jetzt, endlich, wird rundum diskutiert. Nicht nur auf
Gustave Courbet war es, der erkannt hat: Sobald man sich nicht mehr über mich erregt, bin ich passé. Ob das heute noch gilt? Dies sei eine Überlegung wert - damit habe ich mich aus meiner letzten Kolumne verabschiedet. Nun?Wenn die Kunsthalle Wien eine Ausstellung mit dem Titel "The Porn Identity" aufs Programm setzt, dann darf man wohl - mit kollegialem Respekt - ein Liebäugeln mit dem Erregungspotenzial mancher der gezeigten Werke unterstellen. Ob's funktioniert, wird sich weisen. Seit der berüchtigte "Pornojäger" Martin Humer, vermutlich altersbedingt, seine Feldzüge eingestellt hat,
Kunst braucht Zeit - um meine erste Kolumne in diesem nicht mehr ganz brandneuen Jahr mit einem Credo beginnen zu lassen. Was auch Zeit braucht, die sich ebenso lohnt wie die in Kunstbetrachtung investierte, sind Jahresrückblicke. Zeit des Innehaltens, Revue-passieren-Lassens, sonst, mein Gott, habe ich heute schon vergessen, was gestern war.Wie viele Ausstellungen habe ich im vergangenen Jahr gesehen? Nachzählen wäre zu mühsam. Welche haben sich eingeprägt? Schwerer und schwerer haben es die großen Gruppenschauen, die Biennalen aller Art und aller Orte. Selbst wenn sie nicht so
Jetzt wird wieder durchgestartet. Wir haben eine neue Kunstministerin, und dass es sich dabei um die alte handelt, verheißt nicht das Schlechteste.Natürlich kann man bedauern, dass es wieder kein eigenes Kunstministerium gibt und dass bei den Topthemen auf der Website der Ministerin nach sechs schulbezogenen Artikeln erst an siebenter Stelle die „Museumsreform“ aufscheint. Doch Claudia Schmied hat bislang glaubwürdig Engagement und Gestaltungswillen in Sachen Kunst vermittelt. Zwei Jahre hatte sie Zeit, Handlungsbedarf zu orten, Schwerpunkte zu definieren. Gut, dass wir die Ministerin
Nichts macht einen Kunstsammler, eine Sammlerin glücklicher als der persönliche Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern. Das ist wissenschaftlich belegt: In einer Studie rangiert dieses Motiv an erster Stelle, vor der Leidenschaft für Werke, vor Wertanlage oder -steigerung. Das übliche Format dieses Kontakts ist der Atelierbesuch. Das Wunderbare daran ist das Schauen – vieles ist noch in Arbeit und erlaubt, die Schritte der Entstehung mitzuvollziehen. Dazu kommt: Die Künstlerin, der Künstler erläutert, und diese Information aus erster Hand wird als kostbares Gut geschätzt, zu dem
Ich bin im Eck. Wer sich heute im alten Europa im öffentlichen Auftrag um das Sammeln und Vermitteln von Kunst kümmert, der wirkt wie ein unzeitgemäßes Fossil. Relikt einer anderen Ära der Kulturpolitik und -ökonomie. Den Takt diktieren die Privaten. In Deutschland eröffnet ein spektakuläres Privatmuseum nach dem anderen. Kürzlich dominierte in Österreich das neue Museum des Sammlers Liaunig die Medienberichte. Und wenn Dietrich Mateschitz zur Ausstellung in seinen Red-Bull-Hangar ruft, folgt nicht nur Tout le Monde, sondern die Presse macht Seiten frei wie sonst nur für