Woran denken Sie beim Begriff „Sommerakademie“? Kreativurlaub. Dilettanten an Staffeleien im Gebüsch, die abends auf Ansichtskarten plein air buchstabieren. Rührende Versuche, Sonnenuntergänge in Acryl zu fixieren.
Bis vor Kurzem war ich nicht immun gegen solche boshaften Assoziationen.
Natürlich, in Österreich gibt es die Mutter aller Sommerakademien, die jeden Spott ausschließt: die Internationale Sommerakademie für bildende Kunst in Salzburg. In der würdigen Tradition von Oskar Kokoschkas „Schule des Sehens“ werden die Studierenden dort von erstklassigen Künstlerinnen und Künstlern unterrichtet. Geschuftet wird hier, nicht getändelt – bei der Abschlussschau will sich niemand blamieren.
Doch wer denkt zuerst ans Flaggschiff der Zunft? Zu viele betuliche Veranstaltungen sind als „Sommerakademie“ in Tourismusbüros zwischen Toskana und Lüneburger Heide geboren worden, zu viele murksende Aktzeichnerinnen und Töpfer haben uns von unvergesslich schöpferischen Sommertagen berichtet … Dabei – jetzt folgt meine Bekehrung – kann auch eine kleine künstlerische Sommerakademie etwas so Respektables sein, dass das Schandmaul gesottener Kunstprofis verstummt.
Mich hat es neulich ins winzige, höchst pittoreske (wie passend) Traunkirchen verschlagen, wo derzeit zum zweiten Mal eine Sommerakademie stattfindet. Schön ist das! Die Traunkirchner haben – hier drängt sich das Attribut „niemand Geringeren als“ auf – Arnulf Rainer, VALIE EXPORT, Xenia Hausner, Christian Ludwig Attersee und ähnliche Kaliber als Lehrende verpflichet. (Was ihnen sicher nur wegen des Blicks über den See auf den Traunstein gelungen ist, den dort jeder Fleck zu bieten hat.) Da geht’s nicht um patscherte Wiesenpinseleien, sondern ans Eingemachte der Kunst, in Praxis und in unaufdringlich begleitender Theorie. Und dass junge Kunststudenten neben Pensionistinnen werken, macht das Ganze erst richtig spannend. Modell Sommerakademie at its best.
* Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz
