Nachrichten aus der Provinz

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Neulich war ich zum ersten Mal, ich gebe es zu, im Museum Moderner Kunst Kärnten. Andrea Madesta, die Direktorin, hatte mich zu einem Publikumsgespräch geladen. Eine willkommene Gelegenheit, die Werkschau von Peter Zimmermann zu sehen, eine umfassende, sorgfältig kuratierte Ausstellung des renommierten Kölner Konzeptkünstlers. Habe ich in einem überregionalen Medium eine Besprechung dieser Ausstellung lesen können? Nein.

Zunehmend ärgert mich die willkürliche und lückenhafte mediale Wahrnehmung der künstlerischen Produktionen in diesem Land. Grundsätzlich mag es zu begrüßen sein, dass die Berichterstattung sich nicht nur an der institutionellen Größe orientiert. Klar, in einem Wiener "Alternative Space" kann Spannenderes zu sehen sein als in einem der Flaggschiffe. Aber darf man eine wichtige Inszenierung in Innsbruck einfach ignorieren, um statt dessen eine beliebige Galerie in Wien zu würdigen?

Seit sich mein Lebensmittelpunkt aus der Hauptstadt in ein anderes Bundesland verlagert hat, ist mein Sensorium für die zentralistische mediale Perspektive geschärft. Natürlich steckt ein strukturelles Problem dahinter. Den Wiener Redaktionen mangelt es an regionalen Kulturkorrespondenten. Um solche zu etablieren, fehlt es am Willen, am Geld, am Platz, die Berichterstattung auszuweiten oder anders zu gewichten. (Ein Segen, dass es die Landesstudios des ORF gibt - aber wie lange noch?) Und die Wiener Kritiker - das darf ich als Wienerin sagen - sind, beschwert von den Fußfesseln einer tief verwurzelten Ignoranz gegenüber der Provinz, nicht sehr mobil. Was, vom Westbahnhof ist man in 90 Minuten in Linz? Da muss ich direkt einmal hinfahren …

Übrigens wird Andrea Madesta derzeit von zwei großen Kunsthäusern in Deutschland umworben. Ginge es nach den österreichischen Zeitungen, würde man Frau Madesta dort gar nicht kennen.

* Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz

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