Michael Heltau, so berichtete man neulich im Radio, sagte in einer Laudatio auf eine Schauspielerin, sie habe nie etwas Belangloses gemacht.
Man stutzt. Ein großes Wort, das hier gelassen ausgesprochen wird. Nie etwas Belangloses … Wir gehen einmal davon aus, dass vom Beruf die Rede ist und nicht vom lieben langen Tag. Für das eigene Seelenheil ist es nämlich unbedingt notwendig, sich regelmäßig dem Unwichtigen, Nebensächlichen und Wirkungslosen zu widmen: abgeblühte Blätter von der Topfpflanze zupfen, angehäufte Visitkarten ausmisten und dergleichen.
Von gewissen Menschen wünscht man ohnehin, ihre Handlungen wären belang- und somit folgenlos. Geschichte und Gegenwart sind bevölkert mit Persönlichkeiten, deren Verwirklichungsenergie für das, was sie für belangvoll halten, Menschen, Tieren und der Umwelt nachhaltig Schaden zufügt. Skepsis ist also angebracht, wenn es um Belang geht, um angestrebte Bedeutung und Bestand.
In der bildenden, aber auch in der darstellenden Kunst gibt es die wunderbare Haltung, die Form des scheinbar Belanglosen zu wählen, um Saatkörner zarter Poesie in die Seelen der Betrachterinnen und Betrachter zu senken. In der Kunst sind die sparsam farbig markierten Papiere und kleinen Holzobjekte des Richard Tuttle ein Beispiel dafür oder die Zeichnungen von Silvia Bächli. Im Tanz und in der Performance sind es fast immer die kleinen, beiläufigen Gesten, welche meine Aufmerksamkeit fesseln, nicht die virtuosen Pirouetten und lärmenden Aktionen …
Mittlerweile hatte ich den Rest der Kultursendung versäumt – an der Frage grübelnd, was man gern in einer Laudatio auf die eigene Person hören würde. Die schönste Antwort ist so beiläufig wie bedeutungsvoll. Eine Prominente namens Andrea gab sie einmal einer Zeitschrift zu Protokoll. Frage: Was sollte über Sie gesagt werden? Antwort: Hoffentlich kann die Andrea kommen. Trifft das nicht das Beste, was man bewirken kann in dieser Welt?
* Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz
