Kunst braucht Verbündete

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Welche Möglichkeiten gibt es für Kunst, gegen die Rechtsdrift in diesem Land aufzutreten?

Seit 20 Jahren beteilige ich mich am Diskurs über das politische Handlungspotenzial von Kunst. Vor zehn Jahren – ich stöbere in alten Manuskripten – habe ich geschrieben, es sei Aufgabe der Kunst, Widerstand zu leisten „gegen globalisierte Wirtschaftsmächte, gegen Nationalismus, gegen Rassismus, gegen Konsum- und Markenterror, gegen die Monopolisierung der Medien, gegen die Enteignung der eigenen Lebensplanung durch das immer gnadenlosere Diktat des Arbeitsmarkts“. Kunst und Aktivismus, Intervention und Kritik, das war damals das große Thema. Seither hat es gekracht und alles ist schlimmer geworden: die ökonomische Unsicherheit, die Fremdenfeindlichkeit, der Stress, die Angst. Der Kunst aber ist das Argumentieren langweilig geworden, das Rad hat sich weitergedreht, neue Trends sind gekommen. Heute, bei den Jungen, sieht man Verschlüsselungen, ästhetischen Überschuss, individuelle Formensprachen, die man geduldig lesen lernen muss.

Ist das die resignierte Flucht in den schönen Schein? Ich neige zu einer anderen Interpretation. Die subjektiven Welten, die in den Ateliers geschaffen werden, fordern auf zur Eigenständigkeit, zur Devianz. Auf einmal wird Adornos These wieder aktuell, dass Kunst im Zeitalter der Massenmedien und der Kulturindustrie zerfällt in eine zugängliche, das heißt verständliche, populäre Kultur und eine sperrige, verschlüsselte, sich entziehende Avantgarde, deren Hermetik der Philosoph als Reservoir von Widerstand verteidigt.

Kann das die Kunst: Denken lehren? Sicher kann sie das, und damit ist sie eine Waffe gegen die unerträglich dummen Ansagen von Rechts. Aber dieses Denken-Lehren schafft die Kunst nicht allein. Sie braucht Verbündete: Vermittlung, Medien – und an allererster Stelle die Schulen.

* Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz

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