Werbung
Werbung
Werbung

Das Wasser rauscht ohne Unterlass, es sprudelt und gluckst. Wir sind in unserem Urlaubsquartier. Das liegt nicht an einem Wildbach in pastoraler Abgeschiedenheit - es tut nur so. Wir sind in West Hollywood, Los Angeles, und auf der Terrasse, in der Einfahrt, überall sind kleine Brunnen angebracht, die geräuschvoll vor sich hin plätschern. David aus Melbourne sagt beim Frühstück, er habe deswegen nicht schlafen können. Mandy aus Scottsdale erwidert, sie habe ebensolche Wasserspender zu Hause. David und Gattin Christina erstarren. Wie, sind Sie nicht aus Arizona? Ja, sagt Mandy fröhlich, wir leben in Arizona, aber mein Mann und ich mögen die Wüste nicht, wir haben es lieber grün, Rasen statt Sand und Büsche statt Kakteen, dafür müssen wir eben ein bisschen mehr gießen als die Nachbarn. David und Christina, die uns am Vortag erzählt haben, sie würden aus ökologischen Gründen auf eine Klimaanlage verzichten, können Mandys Ignoranz der Ökobilanz kaum fassen.

Wir sehen von der einen zu den anderen und versuchen, uns im morgendlichen Smalltalk zu positionieren. Wasser, hm. Kommt aus der Leitung, schmeckt gut, und es ist immer genug davon da. Fällt uns noch etwas dazu ein? Inzwischen sprechen Arizona und Australien über Wasserkosten. Mandy nennt eine Summe als monatliche Wasserrechnung, die den Betriebskosten einer durchschnittlichen Wiener Eigentumswohnung entspricht. David erläutert raffinierte Maßnahmen, mit denen Christina und er Wasser sparen. Wieviel zahlt ihr in Österreich fürs Wasser, fragt er uns. Wir sehen einander überrumpelt an. Keine Ahnung. Dafür erzählen wir, dass es in Österreich zwar keinen Mangel an frischem Wasser gibt, man aber in manchen Gaststätten für ein Glas Trinkwasser bezahlen muss. Da staunen nun Arizona und Australien.

Die Autorin ist Direktorin des Kunstmuseums Lentos in Linz

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung