Tiefe Kunst und seichtes Event?

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Reflexhaft distanzieren sich seriöse Kulturschaffende vom Event. Event ist laut, bunt und seicht. Subtil, nuanciert und tiefgründig ist Kunst. Event ist Marketing, also Blingbling und Tünche, Kunst ist das Wahre und Schöne. Das Event ist uns Kulturmenschen suspekt. Zurecht? Und was genau bezeichnen wir mit dem Begriff Event? Was wir in der Schmuddelecke des Kommerziellen verorten oder in der Arena der Spaßgesellschaft?

Der Kulturwissenschaftler Martin Sigmund hat sich in einer umfassenden Studie mit diesen Fragen beschäftigt. Weil daraus ein Buch geworden ist ("Komponieren für Events“) und jede Neuerscheinung präsentiert sein will, lud Sigmund zwei Protagonisten der Kulturwelt zu einem Podiumsgespräch. Es traf Konzerthauschef Matthias Naske und mich.

Das Lohnende an solchen Auftritten ist ja: Sie sind Anlass, über eine Sache genau nachzudenken. Bedroht die sogenannte Eventisierung unsere traditionsreiche Arbeit in einem Konzerthaus, im Museum? Sie beeinflusst sie, soviel steht fest. Sie wirkt auf Kommunikation und Außenauftritt, auf Veranstaltungsformate und natürlich Marketingkonzepte. Wenn rundum ein (Mini-)Festival nach und neben dem anderen stattfindet, bleiben wir mit business as usual auf der Strecke. Tag für Tag ein Konzert abhalten, Tag für Tag die Ausstellungen in der Früh auf- und abends wieder zusperren ... reicht nicht. Auch wir müssen Ereignisse rund ums Kerngeschäft bieten. Ist eine "Lange Nacht“ etwa kein Event?

Doch das geschieht nicht aus der Defensive! Es gibt keinen Grund zu verzagen. Unser Selbstbewusstsein darf darauf bauen, dass wir mit Pfunden einer starken Währung wuchern: mit Live-Erfahrungen, mit Originalen, Begegnungen im Hier und Jetzt mit einer Symphonie, mit einem Gemälde. Das ist wunderbar, das ist einzigartig und unersetzlich.

Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseums Linz

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