Strenge Kammer? Mitnichten!

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Googeln wir "wohlfühl“. Der Wohlfühl-Urlaub hat seine eigene Domäne, eine Wohlfühl-Therme verheißt "Inspiration der Sinne“. Wohlfuehlmomente.de verkauft Wohnaccessoires, Wohlfuehl-immobilien.de den kuscheligen Rahmen dafür. Eine Frau Magistra (FH) hat eine Wohlfühl-Akademie aufgezogen. Zu all dem gibt es passende Wohlfühl-Literatur. Bei der Suche nach Wohlfühl-Kunst werden die Funde schon geringer: Bestes Ergebnis ist ein Shop exklusiver Nachtwäsche, danach folgt ein Versandhandel für illustrierte Aufmunterungssprüche. "Wohlfühl“-So-und-so riecht nach Kitsch, Feng-Shui und Schlafsocken, Duftkerzen und pastellfarben verpacktem Zeug auf dem Markt der Selbstpflege. Wohlfühlen und Kunst, das scheint nicht zusammenzupassen.

Kommt die neue Kultursprecherin der ÖVP und verkündet frohgemut, in ihrer neuen Funktion werde sie "nur mehr Wohlfühltermine wahrnehmen“. Wie bitte? Das geht gar nicht. Die Ansage wird geahndet. Sie bringt Maria Fekter postwendend eine Aufforderung zum Rücktritt ein. Denn angesichts darbender Künstler und kulturpolitischer Baustellen soll die zuständige Politikerin bitteschön eine angemessen harte Zeit haben.

Natürlich wäre es völlig verfehlt, Kulturpolitik als immerwährende Premierenparty auszulegen. Doch womöglich hat man Fekter einfach missverstanden? Vermutlich haben die empörten Kulturschaffenden nicht kapiert, wie raffiniert die Kultursprecherin sich für die Kunst ins Zeug geworfen hat. Fekter hat einen pädagogisch wertvollen Vorstoß unternommen, den Menschen die Angst vor der Hochkultur zu nehmen und das hartnäckige Vorurteil zu unterwandern, jeder Museumsbesuch und jeder Theaterabend seien anstrengende Exerzitien. Der Kulturbetrieb als strenge Kammer? Mitnichten! Aus der richtigen Position lässt er sich geradezu als Wohlfühl-Akademie betrachten.

Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseums Linz

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