Kulturpolitik ist ein Ganztagsjob

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Jetzt ist der passende Zeitpunkt, um wieder einmal in - ja, wohin eigentlich? - zu rufen: Österreich verdient ein eigenes Kulturministerium! Wir geben es aber auch bescheidener und freuen uns über ein Staatssekretariat.

Was wir nicht gerne noch einmal fünf Jahre lang erleben möchten, ist die politische Verantwortung einer Person für zwei Hauptthemen der sozialen und geistigen, in der Folge aber auch ökonomischen Entwicklung dieses Landes: die Schulbildung und die Kultur. Das ist Überforderung und führt zur aktuellen, ziemlich unbefriedigenden Situation: Die Ministerin, der das Thema Schule wirklich etwas wert ist, hat sich in einen Kampf mit der Gewerkschaft verbissen, der - man beobachtet es voll traurigem Mitgefühl - offensichtlich alle Energien bindet.

Der Kultur geht es nicht schlecht in Österreich. Ein lebendiger Betrieb der Hoch- und Populärkultur schnurrt vor sich hin, es wird gespielt, publiziert und ausgestellt, Direktoren werden ernannt, Künstler gefeiert. Das läuft auf Schiene und wird von der Ministerin tadellos begleitet.

Aber ist es nicht überfällig, auch einmal herauszutreten aus den Festspielhäusern und Kunstkammern und sich einer gründlichen Diagnose der Gegenwart und einem mutigen Zukunftsentwurf zu widmen? Welcher Stellenwert wird Kunstschaffenden zugemessen, unter welchen Rahmenbedingungen sollen sie arbeiten, wie wird ihr Einkommen gewährleistet, wo braucht es welche Kriterien für Qualitätssicherung, welche Mittel muss regionale Kulturförderung einsetzen, wie werden die Aufgaben der großen Kunstinstitutionen priorisiert, wie steuert der Staat Kunst als soziale Kraft, wie wirtschaftet er mit Kreativkapital?

Viele Fragen, viele Baustellen. Sich ihnen zu widmen ist mehr als ein Ganztagsjob. Nach der Wahl möge er bitte besetzt werden.

Die Autorin ist Direktorin des Kunstmuseums Lentos in Linz

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