Begegnungen mit Künstlern

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Nichts macht einen Kunstsammler, eine Sammlerin glücklicher als der persönliche Kontakt zu Künstlerinnen und Künstlern. Das ist wissenschaftlich belegt: In einer Studie rangiert dieses Motiv an erster Stelle, vor der Leidenschaft für Werke, vor Wertanlage oder -steigerung. Das übliche Format dieses Kontakts ist der Atelierbesuch. Das Wunderbare daran ist das Schauen – vieles ist noch in Arbeit und erlaubt, die Schritte der Entstehung mitzuvollziehen. Dazu kommt: Die Künstlerin, der Künstler erläutert, und diese Information aus erster Hand wird als kostbares Gut geschätzt, zu dem nur Auserwählte Zugang haben.

Aus der Vermittlungsarbeit im Museum wissen wir, dass die „schwierigsten“ zeitgenössischen Ausstellungen sich durch die Künstler selbst einem noch so skeptischen Publikum nahebringen lassen. Was geschieht bei dieser Begegnung? Es wird ein Vorurteil ausgeräumt. An diesem Vorurteil sind die Künstler und die Exegeten der Kunst nicht unschuldig. Die Behauptung der Sonderstellung der Kunstschaffenden ist eine existenzielle Stütze der gesellschaftlichen und ökonomischen Rolle der Kunst. Gleichzeitig hat sie – von den Adressaten als Anmaßung empfunden – alle negativen Begleiterscheinungen mitproduziert, die dem Anderen, dem Fremden, dem Besonderen gegenüber in Erscheinung treten. Man versteht es nicht. Es ist bedrohlich, weil es am Rahmen des eigenen Weltbildes kratzt. Es ist womöglich unseriös, Blendung, wer weiß.

Das Gespräch mit der Künstlerin oder dem Künstler zeigt das Werk mit einem Schlag in einem anderen Licht. Geschaffen von jemandem, der in der Welt steht wie alle anderen, beobachtet und analysiert, Schönes wahrnimmt und Problematisches – und dafür visuelle Formulierungen findet.

Wenn doch jeder Besuch im Museum sein könnte wie ein Atelierbesuch … was für ein Traum. Da er nie wahr werden kann, gibt es Museumspädagogik.

Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz

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