Das Mittelalterliche der Mediokratie

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Qualitätskriterien im Journalismus. In der letzten FURCHE waren sie ein Thema und kurz darauf, am vergangenen Wochenende, wurden sie auf der Eurozine-Konferenz in Linz diskutiert, im Netzwerk europäischer Kulturmagazine. Was ist eine gute Zeitung? Woran misst man Qualität?

Themenwahl und Recherche wurden genannt, Profundität, Aufrichtigkeit und Ausgewogenheit. Dazu Transparenz des eigenen Hintergrunds (etwa der Eigentümerschaft), der Motive und Interessen. Die Qualität der Sprache, möchte ich hinzufügen. So weit so gut. Doch wie steht es mit der Weltanschauung? Muss guter Journalismus gute Werte vertreten?

Qualität auf der einen Seite, Boulevard auf der anderen. Qualität steht für Humanismus, Ethos, Gerechtigkeit. Auf dem Boulevard werden Instinkte aufgerufen, Ressentiments genährt, Konflikte geschürt. Schon immer waren "die da oben“ im Visier - Barbara Coudenhove-Kalergi und Armin Thurnher haben auf dem Linzer Podium, wieder einmal, die jahrhundertelang eingeübte "Untertanenmentalität“ in diesem Land dafür verantwortlich gemacht.

Mir scheint dennoch, dass der Diskurs über Personen des öffentlichen Lebens zunehmend hässliche Züge annimmt. Der Pranger, vermeintlich abgeschafftes Strafinstrument, wird in den Medien zur fixen Größe. Nicht nur auf dem Boulevard. Kaum ist da ein Zweifel an der Redlichkeit eines Politikers, eines Managers, schon wird er vorgeführt wie auf dem Richtplatz. Vorverurteilung ist Alltag. Die Unschuldsvermutung wird außer Kraft gesetzt, meist ironisch zitiert. Kopf ab, ruft die Menge. Natürlich ist Schadenfreude billige Währung in diesem unlauteren Geschäft. Ganz übel: wenn Hohn einziges Motiv des Berichts wird. Bisheriger Tiefpunkt: die Häme über den neuen Posten der ehemaligen Justizministerin. Sogar der ORF war sich dafür nicht zu gut. Qualitätsjournalismus sieht anders aus.

* Die Autorin ist Direktorin des Lentos Kunstmuseum Linz

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