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"Chicago": Musical-Premiere mit Reinhard Fendrich.

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"Chicago": Musical-Premiere mit Reinhard Fendrich.

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Selbst ein Neil Postmann ("Wir amüsieren uns zu Tode", 1985) hat noch vor wenigen Jahren wahrscheinlich nicht im Traum daran gedacht, welche Sphären medialer Zerstreuung tatsächlich erreicht werden können. Man denke nur an den jüngsten globalen Bassena-Tratsch mit Ursprung im Weißen Haus. In solchen televisionären Realspektakeln mag begründet sein, wieso John Kanders (Musik), Fred Ebbs und Bob Fosses (Buch) Musical "Chicago", das derzeit im Theater an der Wien zu sehen ist, nicht bei der Uraufführung 1975, sondern erst bei seiner Wiederentdeckung vor zwei Jahren der Durchbruch gelang. Der tiefschwarze Humor der Geschichte, in der ein gerissener Staranwalt und zwei jeglicher Gewissensbisse abholde Mörderinnen Gericht und öffentliche Meinung medienwirksam bedienen, ist am Puls der Zeit.

Von Scott Faris der New Yorker Inszenierung nachgestellt und von Ann Reinking choreographiert, fasziniert die Wiener Version durch die kühle Perfektion mit der hier große Show auf die Bühne gebracht wird. Kein Kitsch und sentimentale Rührseligkeit, sondern kaltschnäuzige Ironie, schwungvolle, jazzinspirierte Songs und humorvolle, sexy Tanznummern auf einer nahezu spartanischen Zweckbühne (John Lee Beatty). Rainhard Fendrich als überlegen skrupelloser Anwalt, die beiden "Killergirls" Frederike Haas (Roxie) und Anna Montanaro (Velma) aber auch alle anderen, wie zum beispiel Leon van Leeuwenberg der als wahrhaft graue Maus von einen Ehemann seine komische Seite zeigt, bieten nicht mehr oder weniger als geistvolle Unterhaltung.

Bis 15. Jänner 1999 im Theater an der Wien, 15. Jänner bis 21. April 1999 im Ronacher

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