Wisdom of nature" lautet das Motto der im japanischen Nagoya stattfindenden Expo 2005, wo Chancen und Grenzen der Bionik umrissen werden sollen. Das Wort Bionik - ein Kunstwort, aus den Begriffen Biologie und Technik zusammengesetzt - wurde 1960 von J. E. Steele, einem Major der amerikanischen Luftwaffe geprägt.
Die Fliegerei war auch das erste Feld der Technik, wo man durch das Studium der Natur ein technisches Problem lösen wollte. Heute gilt Leonardo da Vinci als einer der ersten Bioniker der Wissenschaftsgeschichte. Er hat mit den Mitteln der technischen Biologie (biologische Grundlagenforschung unter physikalischen Gesichtspunkten) den Vogelflug untersucht. Mit der Übertragung des Erforschten in seine Flugmaschinen mit Schlagflügeln betrieb er nichts anderes als Bionik.
Nach ihm haben viele andere Pioniere der Luftfahrt ihr Glück beim Studium des belebten Fluges der Vögel und Fledermäuse gesucht. Die Brüder Lilienthal etwa nahmen sich den Storchenflug zum Vorbild, und waren die ersten, denen bemannte Gleitflüge gelangen. Nach dem tödlichen Absturz Ottos gab sein Bruder Gustav aber weitere Versuche auf.
Igo Etrich, der um die Versuche Leonardos und der Brüder Lilienthal wusste, hielt sich Flughunde, um deren Flug zu studieren. Es waren aber nicht schlagende Flügel, die ihm den Durchbruch zu einem der erfolgreichsten Flugzeugkonstrukteure der frühen Aviatik brachten. Er und sein Partner Franz Xaver Wels wurden durch die Schriften des Hamburgers Dr. Friedrich Ahlborn auf die unglaublichen Flugeigenschaften des Samens der zanonia macrocarpa, eines südostasiatischen Kürbisgewächses aufmerksam. Deren 30 Milligramm schwere Tragflächen können den ungefähr 175 Milligramm schweren Samen bei gutem Wind und günstigen thermischen Verhältnissen kilometerweit transportieren. Sie waren das Vorbild für Etrichs erste Gleitflieger, die er noch im Nurflügelprinzip ausführte.
In der Luftfahrt erreicht man bis heute durch die Anwendung bionischer Verfahrensweisen erhebliche Leistungssteigerungen der Flugzeuge.
