Werbung
Werbung
Werbung

"Roberto Zucco" am Schauspielhaus Salzburg.

Wird Roberto Zucco wegen seiner eigenartig-abartigen Figur eines Mannes, der Vater, Mutter, ein Kind und einen Polizisten tötet, ein Kultstück genannt? Oder weil ihm jegliche "normale" Emotionen zu fehlen scheinen? Oder wegen des Autors, der mit 22 Jahren zum ersten Mal ein Theater von innen sah, dann aber sofort etliche Stücke für die Bühne schrieb, von denen Patrice Chéreau einige Uraufführungen inszenierte? Dieser Bernard-Marie Koltès, der behauptet, die Bahn seines Helden sei von "unglaublicher Reinheit", muss wohl die Ideen des rumänischen, in Paris gestorbenen Schriftstellers und Philosophen E. M. Cioran (1911-1995) vollkommen in sich aufgesogen haben. Denn just Cioran sieht den Menschen als Unfall der Natur, und in diesem Nihilismus scheint allenfalls die Kunst dem Dasein in der absurden Welt einen Sinn zu geben.

Das Schauspielhaus Salzburg hat sich dieses Stationentheaters in 15 Szenen angenommen. Und wenn der Held Roberto, wie es der mit 41 Jahren an Aids gestorbene Koltès notiert, den "außerordentlichen Weg eines antiken Helden" geht, dann sollte man das auch so inszenieren und spielen. Nicht blässlich. Da hat Regisseurin Eva Hosemann dem Darsteller der Titelrolle Christoph Kail zu viele Freiheiten gelassen. Denn das Stück ist nun einmal radikaler Nihilismus und kein verwaschenes Aquarell. Und das gilt dann auch für das gesamte Personal des Stücks. Das Schlamm-Geviert als Spielstätte zeigt den Morast verkommener Charaktere. Und dieser leeren Hölle sollte Zucco als von Wertelosigkeit getriebenes Individuum korrespondieren. Dieser Akzent fehlt. Auch Augenzwinkern oder Ironie als mögliche Alternative sind nicht wahrnehmbar.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung