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Die Plätze, die Brücken, die Kanäle, der Bahnhof und nun fort aus Venezia. Der Zug fährt über das Delta des Tagliamento. Die Berge beginnen hinter Udine und die Wälder werden blickdichter. Zwischendurch glitzert ein See und ein höher liegendes Schneefeld. In der Einschicht steht ein Haus abseits des Weihers, an dem der Zug langsamer vorbeigeleitet. Das Haus ist rot und hat keine Fenster. Dafür aneinandergereihte schwarze Quadrate in allen Stockwerken. Vorhangspitzen drapieren den illusionierten Einblick. Um das Haus gibt es eine hohe Gartenmauer. Die Lichtkegel eines langsam heranfahrenden Autos sind der Ferne auszunehmen. Sie schleichen und tasten sich über den Feldweg heran, schwenken über die Kuhlen und nehmen eine Kurve, bis sie hinter der Gartenmauer verschwinden. Das Dach des Hauses ist steil und in weißen dicken Lettern, verkünden die Buchstaben den Sachverhalt: Lady Bar.

Die Bauernhöfe liegen unter leichtem Schneefall und die Koppeln und Felder. Unbewohnte Häuser stehen in Erholungszonen der Städter. Alle Fenster der anderen Häuser sind schwarz und oder blau. Auf dem Gipfel thront ein mondänes Hotel, nenne es Prahlhans. Jetzt kommen Villen. Im Abteil ist Licht. Der Zug fährt durch die Tunnel und über die weltkulturerblichen Viadukte. Die Laternenfunzeln zittern im Wiener Becken, dann nehmen die Hollywoodschaukeln in den Hinterhöfen zu. Der Bahnsteig ist leer, der Wind geht und die U-Bahnen schließen an. Das Taxi zu nehmen macht Sinn, man war genug unterwegs. Man läuft im Hamsterrad gegen den Rückschritt. Eine Beobachtung nur vom roten Haus in der Pampa. Vom Licht eines Freiers, den Zumutungen hinterm Spitzenvorhang an Mösen. Von den angeblichen Freiwilligkeiten. Ein Blick nur auf Reisen. Nicht einmal das glasige Fleisch einer venezianischen Frucht, die durch die Lychee-Kruste der einwandernden Chinesen bricht, kann das Kotzen vertreiben.

Die Autorin ist Schriftstellerin

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