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"Der blutige Ernst": Petschinka-Uraufführung in Wien.

Fremdenangst gebiert Caritas und Hysterie. Eine Gesellschaft grenzt sich ab. Nur einen lässt sie ein, um sich wärmen am eigenen Akt der Nächstenliebe. Doch die Anwesenheit dieses Einzigen, Andersartigen setzt auch Instinkte frei. So etwa kann man Eberhard Petschinkas Mischding aus Sprechstück und Oper "Der blutige Ernst" im Casino am Schwarzenbergplatz verstehen. Sicher ist, der Autor hat ein politische Anliegen, doch das bleibt so diffus wie das ganze Stück.

Damit wäre eigentlich alles gesagt, denn das Bühnengeschehen selbst erstarrt in statischer nebelumflorter Schönheit. Allegorische Figuren, die für das Volk - "Arsch & Friedrich" (Daniel Jesch und Stefanie Dvorak) - stehen, ein "Fürst der Balance" (Bernd Birkhahn) und ein "Völlernder Kardinal" (Heinz Schubert), sowie der "Glückliche" (Michele Cuciuffo), welcher Einlass findet, bewegen sich (meist) gemessenen Schrittes im Bühnenrund, das einer Uhr nachempfunden ist. In dessen Mitte "schlägt ein weiches, sagen wir: ein gutes herz". Verkörpert wird es von Alisa Pearson, ätherisch versunken, doch mit hörenswerter Sopranstimme. Und flankierend "schlägt ein schrecken, sagen wir: ein zittern". Das ist der "blutige Ernst". Johannes Krisch umgibt ihn mit geheimnisvoller Aura. Sanft und lauschend dirigiert er das Bühnenvolk. Der Regisseur Petschinka bestimmt den Rhythmus seines kunstvoll verschachtelten wie unausgegorenen Textes. Es gelingt ihm eine stringente Abwicklung.

Auch Bernhard Langs Geräuschkulisse - zerbrechende Harmonien, schmerzende Computerklänge, Arien die weiche Momente schaffen - trägt dazu bei, dass der Abend im Erträglichen bleibt.

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