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Auf ihrem Treffen im griechischen Porto Karras haben die Politiker der EU beschlossen, dass die europäischen Ausweise in den nächsten Jahren mit sogenannten biometrischen Daten ausgestattet werden. Darunter versteht man Merkmale - wie den Fingerabdruck oder das Irismuster des Auges -, die so spezifisch sind, dass darin kein Mensch dem anderen vollständig gleicht. In der ganzen Weltpopulation mit ihren sechs Milliarden Individuen gibt es keine zwei, deren Irismuster, also die Fächerung des Gewebes um die Pupille, sie nicht voneinander unterscheiden ließe.

Wer nun meint, angesichts dieses Wunders hätten unsere approbierten Kongresseuropäer eine Stunde der Demut eingelegt und über die grandiose Vielfalt der Schöpfung nachgedacht, der irrt. Die Vielfalt ist ihnen vielmehr nur ein Anlass, dieser endlich bürokratisch Herr zu werden. Der Pass mit den biometrischen Daten wird eingeführt, damit jeder jederzeit zweifelsfrei als der identifiziert werden kann, der er womöglich gar nicht sein will. Natürlich, erklären uns die Technokraten des Humanismus, die von der perfekten Welt träumen, die ihnen immer nur als perfekt überwachte, im übrigen aber asozial verkommene Welt vorstellbar ist, natürlich dienen diese Ausweise nur dem hehren Zweck, die freien Staaten vor dem Zuzug von Terroristen und Kriminellen zu schützen.

Und außerdem bleibe uns Europäern nichts anderes übrig, als mitzumachen, denn die USA werden solche Ausweise ab nächstem Jahr von jedem verlangen, der einreisen möchte. Ja, wenn die USA die Terroristen nicht hätten, könnten sie viele Dinge, die sie tun, nicht begründen; und wenn die Europäer die USA nicht hätten, könnten sie oft nicht begründen, warum sie ganz aus Eigenem tun, was besser nicht getan würde.

Der Autor ist Schriftsteller und Literaturkritiker in Salzburg.

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