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Paul Andersons Film "The Master“ verhandelt das Thema "Macht“ am Beispiel einer sektiererischen Bewegung.

Beständig wurde im Vorfeld gerätselt bzw. kolportiert, "The Master“ würde dem von L. Ron Hubbard in die Welt gesetzten Kult mit einer kritischen Spitze begegnen. Daher vorweg: Regisseur Paul Thomas Anderson hat wiederholt energisch abgestritten, dass sein Film konkret die Machenschaften von Scientology in den Blick nehme. Vielmehr verhandle er das Thema "Macht“ - exemplarisch dargestellt anhand der menschlichen Dramen im innersten Zirkel einer sektiererischen Bewegung.

Wovon handelt also "The Master“? Der Soldat Freddie Quell (Joaquin Phoenix) kehrt psychisch schwer beschädigt aus dem Zweiten Weltkrieg heim, in den Boomjahren scheitern seine Versuche kläglich, sich wieder ins Berufsleben einzuklinken. Ständig betrunken, stolpert er in San Francisco des Jahres 1950 eines Nachts auf die Yacht von Lancaster Dott (Philip Seymour Hoffman), der seinen blinden Passagier als "Autor, Arzt, Wissenschaftler und Philosoph in Personalunion“ tief beeindruckt. Dott nimmt mit seiner Frau Peggy (Amy Adams) sowie einigen Gefolgsleuten Kurs auf New York, wo er auf einer noblen Party als Kopf der Glaubensgemeinschaft "The Cause“ mit der Behauptung auftritt, seelische und körperliche Krankheiten unter Hypnose heilen zu können. Der Tunichtgut verfällt dem Charisma Dotts, der seinerseits Gefallen an ihm findet - bald avanciert Freddie zu seinem "Kettenhund“, der externe Zweifler der Gruppe auch tätlich attackiert. Was im Zirkus der "Tanzbär“ ist: Bei öffentlichen Auftritten tanzt der sonst überaus mürrische Freddie in expressiver Manier nach der Pfeife des Gurus. Vom Alkohol kommt er allerdings nicht los. Unterdessen schreibt Dott an seinem zweiten Buch, das der Bewegung noch mehr Zulauf bringen soll. Und endlich emanzipiert sich der Jünger - scheinbar - von seinem Meister, freilich ohne großes Tam-Tam: Freddie fährt mit Dotts Motorrad der Freiheit entgegen - obwohl er Freddie - um keinen Deut geläutert - wieder in den Kreis der nunmehr total erstarkten Sektenbewegung zurückkehren möchte ...

Anderson ist mit dem Film ein forderndes und eindrückliches Nachfolgewerk zu "There Will Be Blood“ gelungen, das vermag beim Zuseher Ekel als auch Gänsehaut auszulösen: Joaquin Phoenix treibt seine Darstellung bis an physische Grenzen und Philip Seymour Hoffman mesmerisiert, wenn er das bestrickende Handwerk der Verführung vorführt. In "The Master“ trifft intellektuelle Spannung auf durchdringende Wucht.

The Master

USA 2012. Regie: Paul Thomas Anderson. Mit Philip Seymour Hoffman, Joaquin Phoenix, Amy Adams. Constantin. 137 Min.ut laoreet dolore

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