Das Ende der Weisheit

Mit eigenwilliger Deutung holt Dominique Menthas Regie die "Zauberflöte" am Tiroler Landestheater vom Podest des humanen Lehrstücks in sehr irdisch-banale Bezirke herunter, wo rote und grüne Perücken gegen weiß-verzopfte "höhere Weihen" stehen und vordergründiges Entertainment gegen eine auf kalte Geometrie reduzierte Weisheitsbotschaft ausgespielt wird. Wenn deren Priester am Schluß zu den musikalischen "Strahlen der Sonne" im Dunkel bleiben, Pamina und Tamio aus ihrem Kreis fliehen und sich vor dem Vorhang in die Arme fallen, scheint Mozarts Absicht in weite Ferne gerückt.

In Werner Hutterlis Wald wachsen bunte Pfeiler zum Weisheitstempel empor; dazu liefert Susanne Hubrich modischen Discostil. Der Jogger Tamino (Juan Lopera) verliebt sich ins rote Lackröckchen Pamina (Regina Klepper) und wird von dessen rot funkelnder Mutter (Susanne Elmark) recht zudringlich vereinnahmt. Ein Glück nur, daß da fabelhaft gesungen wird, mit Noblesse, lyrischem Ausdruck und gestochenen Koloraturen. Herzig die drei Wiltener Sängerknaben, die in luftiger Höhe an einer Kletterstange hängen wie muntere Äffchen. Tiere gibt es sonst nur im Programmheft, statt ihrer tanzen dicke Glatzköpfe zu Papagenos unsichtbarem Glockenspiel. Der Vogelfänger (Philip Zawisza) in überweiter Strampelhose bekommt zu seiner Zwitscher-Papagena (Yoon-Jeong Shin) gleich drei Kinderwägen mitgeliefert. Sarastro (Yongfan Chen-Hauser) singt schön, hat aber zu wenig Tiefe und Majestät. Um ihn scharen sich gelangweilte Herren - einer spielt Jojo - und weißbeschürzte Domestiken (Chor: Andreas Ruppert). Belebend der tragikomische Monostatos (Dale Albright) in monströser weißer Maske. Dem Innsbrucker Orchester passierten unter Arend Wehrkamp viele Wackler - trotz schöner Bläsersoli wäre da klanglich noch Feinarbeit zu leisten. Dem Publikum aber gefiel die Show, die ganz in den Fasching paßt.

"Zauberflöte" als Faschingsunterhaltung oder Entertainment "Zauberflöte"