Das Trugbild der harmlosen Shisha

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Die Raupe in "Alice im Wunderland" tut es: Sie sitzt auf einem Pilz und raucht eine Wasserpfeife. Schriftsteller der Viktorianischen Epoche, darunter "Wunderland"-Autor Lewis Carroll, glorifizierten die Shisha als Symbol exotischer Faszination und östlicher Weisheit. In orientalischen Kulturen ist die Wasserpfeife ein traditioneller Bestandteil der öffentlichen Geselligkeit. Aber auch europäische Jugendliche greifen heute zur Shisha, die in vielen Lokalen in fruchtigen Geschmacksrichtungen angeboten wird. Sie verbinden damit nicht unbedingt Weisheit, aber jedenfalls Entspannung, angeregte Unterhaltung und einen Hauch von orientalischem Lebensgefühl. Ihr Konsum ist ein soziales Ritual geworden.

Doch die Schauplätze genüsslichen Beisammenseins im Zeichen der Wasserpfeife sind bedroht. Mit Mai 2018 tritt ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie in Kraft, was vielen Shisha-Lokalen den Garaus machen könnte. Mit der Entscheidung der Landesjugendräte am 31. März wurde nun auch das Schutzalter beim Rauchen von 16 auf 18 Jahre angehoben: Mitte nächsten Jahres soll das neue Alterslimit für den Kauf von Zigaretten in Kraft treten, gemeinsam mit einem Paket an Präventionsmaßnahmen.

Gestaltung sozialer Rituale

"Wir gehen davon aus, dass das Alterslimit auch für Wasserpfeifen und elektrische Zigaretten gelten wird", sagt Martina Löwe von der Österreichischen Krebshilfe, die sich hoch erfreut über den Beschluss zeigt. Ebenso wie Krebshilfe-Präsident Paul Sevelda: "Erstmals kommt damit eine österreichweit einheitliche Regelung auf Schiene. Das ist ein großer Fortschritt für die Gesundheit unserer Jugend."

Die Krebshilfe hat zuletzt darauf hingewiesen, dass Shishas und E-Zigaretten für Jugendliche als Alternative zum Nikotineinstieg mit Zigaretten immer attraktiver erscheinen. Die meisten Teenager seien sich der Schädlichkeit der Wasserpfeife aber nicht wirklich bewusst. Der Rauch gleitet sanft in die Lunge; Aromen wie Apfel oder Zimt überdecken den herben Tabakgeschmack. Doch wer den kühlen Rauch inhaliert, nimmt mitunter große Schadstoffmengen zu sich: Eine Wasserpfeifen-Sitzung entspricht pro Teilnehmer dem Rauch von bis zu 100 Zigaretten, stellte der deutsche Sucht- und Drogenbericht 2016 fest. Neben dem Nikotin gelangen hunderte schädliche Substanzen in den Körper - darunter etliche, die krebserregend sind. Aufgrund der glimmenden Kohlen ist der Gehalt an Kohlenmonoxid circa zehnmal höher als beim Zigarettenrauchen. Aktuelle Studien zeigen, dass das Shisha-Rauchen mit Krebs, insbesondere Lungenkrebs, in Zusammenhang steht.

Neben dem Verbot brauche es weiterhin intensive Bewusstseinsbildung unter Jugendlichen, so die Krebshilfe. Überlegungen zur Prävention sollten hier freilich berücksichtigen, wie man soziale Rituale - gesundheitsfördernd - erhalten kann.

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