Das Weltenei der bildenden Kunst

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Der malerische Punkt, der sich als Scheibe zeigt, steht im Mittelpunkt der Arbeiten von Uta Peyrer, die derzeit in der Galerie Ulysses zu sehen sind.

Der Punkt führt ein eigenartiges Leben. Dies gilt ebenso für den malerischen Punkt, der sich wie bei den Arbeiten von Uta Peyrer mit vielen Kollegen in unterschiedlichsten Formationen auf den Leinwänden seiner Wirkmächtigkeit versichert, wie für jenen Punkt, auf den die großen Theoretiker immer alles bringen möchten. Der Punkt kann einmal als klitzekleines beinahe Garnichts existieren und kann sich dann wieder zu einem Fleck mit vehementer Widerstandskraft aufblähen.

Naturwissenschaft & Malerei

Daher bietet sich der Punkt auch für unterschiedlichste Zuschreibungen an. Die späten Analysen aus Malerköpfen, von Wassily Kandinsky oder Paul Klee etwa, stilisierten den Punkt zum Weltenei der bildenden Kunst. Freilich war die Vorarbeit der Pointillisten um Georges Seurat die entscheidende Einflugschneise für modernes naturwissenschaftliches Denken in den Raum der Malerei, ohne dass dabei immer klar wäre, wie die Verhältnisbestimmung der an sich begrüßenswerten Zusammenführung zu bestimmen sei. In den Arbeiten von Uta Peyrer, die derzeit in der Galerie Ulysses - zufällig um einen runden Geburtstag herum - zu sehen sind, zeigt sich der Punkt als Scheibe. Kreisrund in seiner Anlage, wächst er sich in den Überschneidungen und Überlagerungen mit den anderen Kreispunkten zu Konglomeraten aus, die die monochrome Grundfläche in Vibration versetzen. An besonders dichten Stellen der immer wieder in Lasurtechnik übereinander gesetzten Scheiben dunkelt dann die Grundfläche nach und lässt die darüber gesetzten hellen Punkte umso brillanter leuchten.

Das Fehlen eines Gegenstandsbezugs führt die Betrachter hinaus aus der Verführung, ein erkanntes Ding auf dem Bild mit einer Bezeichnung, mit einem Begriff einzufangen. Vielmehr haben sie es mit Entzugsbildern zu tun, Entzugsbilder, die sich dem schnellen Schubladensinn mit einer Punkt für Punkt auf die Leinwand gesetzten Beharrlichkeit verweigern. Insofern macht es keinen unmittelbaren Sinn, daran einen Text anzuhängen. Sie werden sich auch dieser Anhänglichkeit entziehen, hinausstieben oder die Bezeichnungskürzel in ihre Dichtefelder integrieren. Jeder Begriffsinn wird von diesem unglaublichen Rhythmus der permanent interagierenden Scheiben zerrieben und als Pigment in einem unmittelbaren Malsinn sichtbar gemacht. Dann ist es auch nicht mehr nötig, in die Ferne zu schweifen, wie die Assoziation zu einem sternenklaren Firmament dann und wann anbietet, wo die Orientierungsmarken der Malerei so nahe sind. Ein souveränes Angebot.

Malerische Kompositionen

Die Arbeiten von Uta Peyrer rechtfertigen im Vollsinn die Übertragung der musikalischen Kategorie der "Komposition" in den Bereich der Malerei. Denn bei ihr atmet jede Leinwand - trotz der vielen aufgetragenen Lasurschichten - die Lockerheit vorbeihuschender Töne. Ob als Lied an den Himmel, an die Erde oder an den Abend, hier ereignet sich eine fixierte Leichtigkeit: Der Begriff wandert daher in den Selbstwiderspruch des Paradoxons aus. Erst bei den "Gedichten" von Uta Peyrer traut man sich dann das eine oder andere Wort zu verwenden.

Uta Peyrer

Galerie Ulysses

Opernring 21, 1010 Wien

bis 30. 4., Di-Fr 12-18, Sa 10-13 Uhr

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