Dem Mann war nicht zu helfen

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Jim Mahoney wurde, nach Jack O’Brien und dem Alaskawolfjoe, vom international derzeit gerne gebuchten Schocker-Terzett Calixto Bieito (Regie), Rebecca Ringst (Bühne) und Ingo Krügler (Kostüme) auf ewig offener verwimmelter Bühne gemeuchelt. Brecht-Vorhang, Partitur-Highlights (Kranich-Duett gestrichen) und Dialektik blieben auf der Strecke. Bieito erfand dafür einen Vortragskünstler, der immer wieder mit überflüssigem Sprechtext nervte, und eine Bühnen-Tochter als Jungfrauenfrischfleisch dem Bordellbetrieb zu pädophilem Frommen zuführte.

Rudelonanieren & Reflexkopulieren

Bertolt Brecht und Kurt Weill hätten schön gestaunt, hätten sie die mörderischen und hypersexualisierten "Einfälle“, von Calixto Bieito 2011 für Antwerpen und Gent geschaffen, wie zum Beispiel die in Graz lustvoll mit einem Schnappmesser zelebrierte Hinrichtung des Alaskawolfjoe im Boxring durch den im Prälatenornat blasphemierenden Dreieinigkeitsmoses, oder Rudelonanieren und unterbrechungsloses Reflexkopulieren, miterleben müssen. Noch schockierender hätten es die Schöpfer angehörs der musikalischen Injektion von Tekla Baranowskas "Gebet einer Jungfrau“ und der Teil-Demontage des "Mandeley-Songs“ nicht treffen können. Da fiel bei der Grazer Premiere schon nicht mehr ins Gewicht, dass Jim Mahoney nicht wie bei Brecht mit dem Strick um den Hals endet, sondern mit einem improvisierten Einkaufswagerl-Stuhl elektrisch gegrillt wurde.

Schlimm fehlbesetzt, musste Fran Lubahn, die Jenny der Grazer Erstaufführung von 1983, damals ein erstklassiger lyrischer Sopran, jetzt an der Puff-Mutter Leokadja Begbick im Alt-Fach vokal scheitern. Da half ihr intensives Spiel so wenig wie der Berliner Dirigent Julien Salemkour, der moderat agierte.

Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

Grazer Oper

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