Der Apokalypse Vorgeschmack

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Stephen Kings größtes, wenn auch nicht bekanntestes Werk erhält nun seine Verfilmung: Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel ("Kletter-Ida","Antboy") versucht sich an "Der dunkle Turm".

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Stephen Kings größtes, wenn auch nicht bekanntestes Werk erhält nun seine Verfilmung: Der dänische Regisseur Nikolaj Arcel ("Kletter-Ida","Antboy") versucht sich an "Der dunkle Turm".

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"Der Mann in Schwarz floh durch die Wüste, und der Revolvermann folgte ihm." Mit diesem Satz beginnt und endet "Der dunkle Turm", das Opus, magnum, wenn auch längst nicht das bekannteste Werk von Stephen King. Acht Bücher umfasst der genreübergreifende Zyklus, den er 1977 begann, zu dem sich eine Comicserie gesellte und dessen Erzählung nun nach zehn Jahren Produktionsquerelen ein gleichnamiger Film weiterspinnen will.

Der Clou an der Leinwandversion: Für King-Vertraute ist es eine Fortsetzung, für alle anderen ein Neustart-Knopf, den der Starautor selbst vorgesehen hatte, und durch den sich hier ohne Vorkenntnisse einsteigen lässt. Mit den Visionen von Jake, einem New Yorker Burschen, dem keiner glaubt, was er bald nicht mehr nur in seinen Träumen sieht: einen grausamen Mann in Schwarz, der sich Walter nennt (Matthew McConaughey) und der mit einer Maschine die geistigen Kräfte von Kindern absaugt, um damit einen gigantischen Turm zum Einsturz zu bringen. Dessen tierische Handlanger setzen sich zum Schein die Gesichter von Menschen auf. Und schließlich Roland (Idris Elba), den Revolvermann, den einzigen, der sich Walter entgegenstellen kann. Ein paar Anhaltspunkte hat Jake gesammelt, als sich um ihn das Netz zusammenzieht, ihn die Leute einer angeblichen psychotherapeutischen Einrichtung abholen wollen. Er entkommt zu einem Haus, wo er durch ein Portal in eine apokalyptische Landschaft schlüpft -Mittwelt. Rasch findet er dort Roland, den letzten Überlebenden einer Armee gegen das Böse. Dem ist nichts weniger recht als Gesellschaft. Jakes Visionen aber scheinen ihm den Weg zu Walter zu weisen, zur Erfüllung des Schwurs, ihn zu töten.

Dichte an Zitaten und Querverbindungen

Der Mann in Schwarz wandelt währenddessen auch auf Jakes Erde herum, um herauszufinden, was ihn da bedrohen mag. Und einen Vorgeschmack auf seine Apokalypse zu hinterlassen: "Beruhigt euch, genießt die Show. Ihr habt noch gar nichts gesehen." Fast klingt diese Ansage wie jene aus "The Jazz Singer", dem ersten Tonfilm, und das passt nur zur Dichte an Zitaten und Querverbindungen, die King in diesem Romanzyklus untergebracht hat. Die Anleihen an mittelalterliche Legenden oder den Western sind auch in der Filmfassung mehr als deutlich.

Unter der Regie des Dänen Nikolaj Arcel und dessen Kinderfilm-Erfahrungen, u. a. mit "Kletter-Ida" und "Antboy", dreht sich jedoch - auch durch die Betonung von Jake - die Stimmung weniger hin zum Endzeitflair als in Richtung "Harry Potter". Wobei der schon damals notorische Probleme mit der Altersfreigabe hatte; hier gerät alles nur noch düsterer und der Verkörperung des Bösen gegenüber machtloser. Zwar liefert die Zauberlehrling-Komponente diesem Abenteuer, das wenig in die Tiefe geht und mäßige Scherze mit modernen Konsumgütern treibt, einen Einstieg. Sein Anziehungspunkt bleibt jedoch der epische Konflikt Gut gegen Böse, Roland gegen Walter.

Zumindest darin macht "Der dunkle Turm" vieles richtig, wenn er auf der einen Seite Idris Elba als geschundenen Helden stellt, an dem sogar der Unernst spurlos abperlt, und auf der anderen Matthew McConaughey. Den Handlanger der Vernichtung legt der dämonisch gegenwärtig mit einem täuschenden Anflug von Güte an, um dann erst recht brutale Finsternis zu zeigen. Dass dieser Kampf, in welchen Konstellationen auch immer, auf mehrere Runden ausgelegt ist, macht der Film mehr als deutlich. Die erzählerische Basis bildet er - begeistert auf Fortsetzungen warten lässt er jedoch nicht.

Der dunkle Turm (The Dark Tower)

USA 2017. Regie: Nikolaj Arcel. Mit Idris Elba, Matthew McConaughey, Tom Taylor. Sony. 95 Min.

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