Der Chorkomponist, der aus der Druckerei kam

Werbung
Werbung
Werbung

Dem 2001 verstorbenen Dirigenten, Chorleiter, Komponisten und Sammler Kurt Muthspiel – hauptberuflich Direktor der Styria-Druckerei in Graz – ist ein mit viel Akribie aufbereiteter Band gewidmet.

Am 31. Dezember 1931 in Linz geboren, absolvierte Kurt Muthspiel nicht nur eine Schriftsetzerlehre, sondern auch das Salzburger Mozarteum. 1959 wurde er Leiter der Styria-Druckerei in Judenburg. 1960 gründete er den A-cappella-Chor Zeltweg, mit dem er nicht nur alpenländisches Volksliedgut pflegte, sondern generell Chorliteratur von der Renaissance herauf bis in die Moderne. Dieser auch bald überregional und international erfolgreiche Klangkörper wurde von ihm dreißig Jahre lang geleitet. Als er 1983 Technischer Direktor der Styria-Druckerei in Graz wurde, ließ er diese Chorleiterarbeit nicht abreißen – erst 1990 übergab er den Chor in jüngere Hände.

Parallel dazu entwickelte und gründete Muthspiel 1968 die Steirische Singwoche, die wegen des regen Zulaufs von bald mehr als achtzig Teilnehmern aus Schloss Retzhof bei Leibnitz nach Schloss St. Martin bei Graz übersiedelte. In diesem Laboratorium zur Hebung der Qualität heimischer Amateurchöre verwirklichte er sich nicht nur als Chorerzieher und Dirigent, sondern auch als Komponist und Sammler alpenländischen Liedgutes. Zwei Bände umfasst die von ihm bearbeitete Sammlung, ein dritter Band birgt eigene Werke. Als ein Höhepunkt seines Schaffens ist die „Steirische Meß“ auf den Mundarttext von Martha Wölger zu werten. Für seine Verdienste erhielt er den Hanns-Koren-Preis (1985) und den Professorentitel (1987) verliehen.

Ulrike Prassl war während ihres Musikstudiums wie eine Ziehtochter für ihn. Er wurde später auch ihr Trauzeuge. Prassl lernte den vielseitigen Musiker Muthspiel als oft asketischen Probenarbeiter, als ehrgeizigen Alpinisten und als liebevollen Familienvater kennen.

Die Muthspiel-Söhne

Im Hause Muthspiel wurde viel musiziert. Sohn Christian (* 1962) wurde als klassischer und jazzender Posaunist, Dirigent und Komponist bekannt, etwa durch sein internationales Jazz-Trio oder durch die Linzer Klangwolke (2002). Sohn Wolfgang (* 1965) wechselte von der Geige zur Gitarre und profilierte sich in der Jazz-Szene derart, dass ihn Gary Burton als Nachfolger von Pat Metheny in seine Band holte. Mit Rebekka Bakken hat er zwei weltweit beachtete Alben („Daily Mirror“, „Beloved“) herausgebracht. Der dritte Sohn, Gerhard, wurde Kontrabassist, ist als Mitglied der Volksopernorchesters auch der Klassik verbunden, mit dem Ensemble „Amarcord“ aber durchaus breiter aufgestellt.

Die persönlichen Begegnungen mit Kurt Muthspiel waren meistens Pausengespräche oder sanfte Rüffel für allzu flotte Schreibe des Musikkritikers der Kleinen Zeitung. In einem bestärkte er mich jedoch schrankenlos: „Schreiben S’, dass die Leut’ mehr Bach, Händel, Haydn, Schubert und natürlich Bruckner hören sollen!“

Kurt Muthspiel. Dokumentation eines musikalischen Lebens

Von Uli Praßl, Musikverlag ergeo, 376 S., mit USB-Stick, e 28,– (zu beziehen über das Steirische Volksliedwerk, www.steirisches-volksliedwerk.at)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung