Der grauslich lustige Medienvoyeurismus

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Im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt, feierte nun Werner Schwabs "Eskalation ordinär" am Wiener Schauspielhaus seine Österreichpremiere.

Wenige Zeit vor Schwabs Tod 1993 entstanden, entstammt das in manchem unfertig erscheinende Stück seinem Nachlaß. Wäre dem Autor mehr Zeit geblieben, hätte er es wahrscheinlich überarbeitet. Was zur Verfügung steht, ist trotzdem unverkennbar ein Schwabsches Sprachfeuerwerk. Christian Stückl hat seinen respektlosen Blick darauf gerichtet, kräftig umgerührt und seine Leuchtfunken in grauslich lustige Sphären hochgewirbelt. Wo der Autor die Wankelmütigkeit der öffentlichen Meinung aufs Korn nimmt, stellt Stückls Inszenierung den heutigen Medienvoyeurismus aus und verfrachtet Schwabs Figuren kurzerhand in ein TV-Studio. Vorexerziert wird der Abstieg des Arbeitslosen Helmut Brennwert, der, gedemütigt und mehrfach vergewaltigt, zum Medienstar aufsteigt.

Alle seine Quäler hat der von Clemens Schick hingebungsvoll als "Leidensfeinspitz" dargestellte Brennwert mit in die Show gebracht: Den brutalen Sparkassenangestellten (Wolfram Rupperti), seine Anverlobte (Isabell Fischer) und ein altes Kleinbürgerehepaar (köstlich Silvia Fenz und Eduard Wildner). Wenn er sich am Ende dann die Kugel gibt, bleibt sogar dem von Gerd Lukas Storzer souverän gespielten Quotenhai Nieroster sein Schlußliedchen im Hals stecken.

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