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Franzobels Kinderoper im Wiener Theater Rabenhof einfallsreich inszeniert.

Ein Rotzlöffel ist Gottfried, der zwar die Skater-Rallye gewinnt und als hübscher Bub gilt, aber leider ein Handicap hat: eine viel zu große Nase, Anlass für seine Freunde, ihn zu hänseln und zu verspotten.

Frei nach Nikolaj Gogols gleichnamiger Novelle hat Österreichs Autorenstar Franzobel ein Kinderbuch geschrieben. Und mit Michael Mautner daraus eine Kinderoper entwickelt, die Georg Staudacher für das Theater Rabenhof mit viel Witz und Rhythmus-Gefühl inszeniert hat.

Weil im Traum unsere Wünsche in Erfüllung gehen dürfen, verabschiedet sich im minimalistischen Bühnenbild von Gerhard Fresacher Gottfrieds Nase von ihrem Besitzer und verfolgt - gekränkt wegen ihrer herausragenden Position - ein neues Ziel: ein selbständiges Organ zu werden, wie die bekannte fehlende Nase der Sphinx.

Sonja Romei spielt im fleischfarbenen Ganzkörper-Nasenkostüm ein entzückendes Näschen, das im Franzobel'schen Roadmovie (wie es der Pressetext ankündigt) spannende Abenteuer mit einem italophilen Mäuserich (überzeugend auch als sadistischer Bäcker und Maulwurf im Hausmeister-Stil: Reinhold G. Moritz), einem verrückten Wattestäbchen (Alexander Braunshör) und einer optimistischen Nacktschnecke (Birgit Linauer) erlebt. Als sie der begehrten Nase der Sphinx, die sich im Stück permanent auf Dings reimt, begegnet, ein "Demonstrationsorgan von Pharaonischen Ausmaßen", aber doch ein bitter-einsamer Superstar, entschließt sich Gottfrieds Nase zur Heimkehr und watschelt verloren einfach der Nase nach.

Währenddessen hat sich Markus Schöttl als naiver, ganz jungenhafter Gottfried mit seiner Schwester Gerlinde (vor allem gesanglich hervorstechend: Antje Marta Schäffer) auf die Suche nach dem ungeliebten Zinken gemacht, dessen Fehlen den pädagogischen Anspruch des Stücks aktiviert hat. Vorher denken und dann handeln, kann einem so manche Unannehmlichkeit ersparen und: das Glück liegt gewiss nicht im normierten Schönheitsbild.

Das Glück der Inszenierung liegt vor allem im ambitionierten Spiel des Ensembles und der einfallsreichen Regie Staudachers, die Mautners unentschiedene Kompositionen zwischen E und U eine Nasenlänge überholt.

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