Der Theatermagier

Im Österreichischen Theatermuseum ruhen sie seit Jahren in den Glasvitrinen, der kleine Zipizip aus dem "Nachtstück", dessen herzigen Charme noch nicht einmal die computeranimierten Zeichentrickinsekten aus der Walt-Disney-Traumfabrik erreichen können, der seltsame Basilisk aus dem gleichnamigen Wiener Märchenstück, die Rokokodame mit dem Bologneserhündchen aus "Traum und Karneval" und all die anderen Gestalten aus dem Puppentheaterkosmos des Richard Teschner.

Manchmal erwachen sie unter liebevoller Hand wieder zum Leben, wie in den nächsten Monaten, wenn im Rahmen der Ausstellung "Richard Teschner - Der Magier von Gersthof" auch zwei Stücke nach den Originalanleitungen des Meisters zu sehen sein werden.

Anläßlich des 120. Geburtstages des Künstlers (1879 bis 1948) haben die Nachlaßhüter im Österreichischen Theatermuseum viele auch weniger bekannte Kunstschätze aus dem Keller geholt und bieten neben dem "Figurenspiegel", dem ständig zu besichtigenden Puppentheater, mit Gebrauchsgraphiken jeder Art (Plakate, Kalender, Buchillustrationen), Gemälden (etwa die drei "Kulturrassen" 1918), Bühnenbildentwürfe (zum Beispiel zu "Pelleas und Melisande" - Maeterlink-Debussy, Deutsches Theater 1908) und Skulpturen den bislang breitesten Einblick in das vielseitige künstlerische Schaffen Teschners. Die Schau zeigt zum einen, daß dessen theatrales Werk an jene szenische Erneuerungen anknüpft, die sich um die Jahrhundertwende mit Adolphe Appias Konzeption eines lebendigen "Gesamtkunstwerkes" oder Gordon Craigs "Über-Marionetten" vom Naturalismus eines Stanislawski abwandten. Zum anderen erinnert die über das Theater hinausweisende Ausstellung auch wieder daran, daß Richard Teschner in seinem vielseitigen Kunstschaffen einer der bemerkenswertesten Vertreter des Wiener Jugendstils war.

Bis 28. November .

Österreichisches Theatermuseum, 1010 Wien, Lobkowitzplatz 2.

Informationen: (01) 512 88 00.