Der ungebrochene Romy-Mythos

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Zum sechzigsten Geburtstag von Romy Schneider erschienen zwei neue kleine Bildbände.

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Zum sechzigsten Geburtstag von Romy Schneider erschienen zwei neue kleine Bildbände.

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Eines späten Abends im Frühjahr 1971, während eines schweren Gewitters, klingelte bei der Fotografin Eva Sereny in Rom das Telefon. Am Apparat war Romy Schneider, die Sereny wenige Tage zuvor bei Filmaufnahmen kennengelernt hatte. Sie entschuldige sich für den späten Anruf, sie sei gerade in Stimmung, fotografiert zu werden. Ob Eva Sereny vielleicht wolle?

Der Romy-Mythos ist 16 Jahre nach dem Tod der Schauspielerin ungebrochen. Die Zahl der Nachrufe in den Printmedien (Romy Schneider wäre dieser Tage 60 Jahre alt geworden), die Romy-Filme im Fernsehen beweisen es. Kein Wunder - sie hatte nicht nur ein tragisches Schicksal, nicht zuletzt durch den Unfalltod ihres Sohnes David. Sie war auch eine Künstlerin mit faszinierender Ausstrahlung und eine hochintelligente, sympathische, engagierte und couragierte Frau.

Aber auch eine exzentrische. Wie exzentrisch, daran erinnert sich die Fotografin Eva Sereny. Die nächtliche Fotositzung bildet den Schwerpunkt eines der beiden kleinformatigen, aber hochkarätigen Bildbände (Bändchen, besser gesagt), die soeben im Münchener Schirmer/Mosel-Verlag erschienen sind und (wie zum Beispiel das Buch über die letzte Fotositzung Marylin Monroes) bald Kultbücher werden könnten. Über die nächtlicherweile entstandenen Bilder ist wenig zu sagen, sie zählen zu den sprechendsten, die es von Romy Schneider gibt, aber man schaut sie besser selbst an.

Umso mehr verrät Eva Serenys kurzer Bericht vom Zustandekommen der Bilder über die Spontaneität Romy Schneiders, ihre Einsamkeit, ihre inneren Spannungen. Sie scheint an jenem Abend sehr einsam gewesen zu sein und ihr Verhalten während der improvisierten Fotositzung, die die ganze Nacht dauerte, nämlich solange, bis der gesamte Filmvorrat der Fotografin verbraucht war, war eine schier unglaubliche Mischung von Quirligkeit und professioneller Disziplin. Sie war völlig locker, lief im Studio herum und war kaum davon abzuhalten, die eingenommene Position immer wieder zu verlassen, um sich aus der mitgebrachten Magnumflasche Champagner nachzuschenken - bis Sereny die Flasche neben sie stellte, sodaß sie für Romy erreichbar war. Ein kurzer, faszinierender Text!

Das zweite Büchlein enthält viele gute Standfotos vieler Fotografen, unter anderen auch von Helmut Newton. Hanna Schygullas Text ist zum Teil einfühlend, zum Teil recht metaphysisch und gewisse Ähnlichkeiten zwischen Romys Mund und dem eines Gandhara- und eines Khmer-Buddha werden stark strapaziert.

ROMY IN ROM - ZÄRTLICHE BLICKE Photographien von Eva Sereny 112 Seiten, 88 Tafeln, geb., öS 218, ROMY SCHNEIDER - PORTRAITS UND FILMSTILLS Mit einem Text von Hanna Schygulla 128 Seiten, 66 Abb., geb., öS 248,Beide: Verlag Schirmer/Mosel, München 1998

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