Der (zu viel Fleisch) essende Mensch

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Gegessen

Bis 30. September ist im "Designhuis“ im niederländischen Eindhoven noch die Ausstellung "De Etende Mens“ ("Der essende Mensch“) zu sehen. Die Rotterdamer Designerin Marije Vogelzang kuratierte eine kritische Auseinandersetzung mit dem alltäglichen Designprodukt Nahrung. Schon der "Indoor Guerilla Garden“ im Stiegenhaus, eine Art schräges Beet für alle, die eigene Samen anpflanzen wollen, weist auf die Lesart der Ausstellung hin. Es geht um die Zukunft der Nahrungsversorgung. Gezeigt werden unter anderem ein 3D-Plotter, der wie im Raumschiff Enterprise Gerichte "druckt“, und das kürzlich in den Niederlanden erschienene Ameisenkochbuch. Vogelzang ließ während der Eröffnung ihr selbst gestaltetes "faked meat“ grillen. Auf "Brotknochen“ ist - wie bei einem Hendlhaxerl - eine Masse aus Soja aufgebracht, deren Mundgefühl extrem an Hühnerfleisch erinnert. Das falsche Fleisch konnten wir kaum noch von echtem unterscheiden. Der Täuschung werden neue Tore geöffnet.

Ameisen und Heuschrecken

Vogelzang weist mit diesem ihrem Herzensprojekt auf ein akutes Problem unserer Tage hin: Menschen essen zu viel Fleisch. Die Zucht von Rindern gilt als "Klimakiller“. Tierhaltung verbraucht wesentlich mehr Wasser als das Pflanzen von Weizen oder Gemüse. Also suchen Künstler und Wissenschaftler mehr oder weniger kreativ nach Alternativen, ob dies nun Mehlwürmer oder faked meat sind. Vielleicht braucht man gar nicht so weit zu gehen. Unmengen an Fleisch werden in Europa einfach weggeschmissen. Die Kultur des 21. Jahrhunderts sieht nur noch den Verzehr von Filet und Schnitzel vor. Wir bezeichnen viele Fleischstücke und die Innereien als minderqualitativ und verbrennen sie. Dieser Snobismus führt uns tatsächlich zu Ameisen und Heuschrecken.

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