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Imaginären Welten in Kunst und Alltagskultur widmet sich die Linzer Ausstellung "Andrerseits: Die Phantastik".

Andererseits: Die von der begreifbaren Wirklichkeit abgewandte Seite des Seins. Magie und Zauberei, Wunschbilder und Traumwelten - die andere Wirklichkeit jenseits der Realität. Ein nicht kartographierbares Traumland, wie es etwa Alfred Kubin in seinem Roman "Die andere Seite" entwarf, dem Leitbuch für dieses faszinierende, interdisziplinäre Ausstellungsprojekt, mit dem sich Museumsdirektor Peter Assmann einen lang gehegten Wunsch erfüllte.

Entwickelt wurde das Konzept von einem Team aus Literaturwissenschaftlern und Kunsthistorikern. Sie bereiten das weitgreifende Phänomen der Phantastik in Bild und verhältnismäßig viel Text auf und machen es in Themenräumen unmittelbar erfahrbar und (be)greifbar.

Im Linzer Schlossmuseum wird der Phantastik-Begriff vor allem in seinen populärkulturellen Erscheinungsformen dargestellt. Der Besucher kann durch einen labyrinthhaften Bibliotheksraum spazieren und in Science-Fiction-Literatur schmökern, die Unendlichkeit eines weißen Raumes erfahren, einen Cocktail mixenden Roboter bedienen oder Einblicke in ein "phantastisches Linz" gewinnen - mit Ufo-Landung am Pöstlingberg oder Aufmarsch der Mars-Musikkapelle. Ein intermediales und interaktives Erleben und Erlebnis, das dem Wesen der Phantastik sehr gut gerecht wird. Denn die Phantastik impliziert schließlich immer eine sinnliche Erfahrung, die sich auf die Wechselwirkung zwischen Autor und Betrachter bezieht. Phantastisches macht Angst, verblüfft oder fasziniert.

Staunen ruft auch die riesige Aufblasgöttin der Künstlerin Le Bul hervor, die den Besucher im Eingangsbereich der Landesgalerie begrüßt. In den Galerieräumen wird schwerpunktmäßig der Zugang der Kunst zur Phantastik untersucht.

Faszinierende Raum-Illusionen erzeugt der in Wien lebende Fotograf Gregor Zivic. Patricia Piccinini lässt monströse Wesen in harmlose Alltagsszenarien eindringen. Ein täuschend echt wirkendes kleines Mädchen sitzt auf dem Boden und spielt. Erst beim genaueren Hinsehen erkennt man, dass es sich bei den Spielfiguren um Stammzellen handelt. Auch Bruno Gironcolis Wesen einer seriellen Produktion stellen eine künstlerische Replik auf die aktuelle Genmanipulationsdebatte dar. Oder: Charlie Whites Sonntagskaffeetratsch in gemütlicher Frauenrunde mit Eingeweiden als Servietten.

Im Themenraum Geisterbahnen wird der okkulten Qualität der neuen Medien des frühen 20. Jahrhunderts nachgegangen. Beispiele der sogenannten "mediumistischen Fotografie" aus der Sammlung des Münchner Parapsychologen Schrenck-Notzing zeigen Versuche, in spiritistischen Seancen das Jenseitige mit wissenschaftlichen Methoden festzuhalten, die manchmal gelungener und manchmal weniger gelungen sind.

Werke von großen Künstlern wie Auguste Rodin, Paul Delvaux, Salvador Dalì oder René Magritte ergänzen diese sehr eindrucksvolle und spannende Phantastik-Ausstellung.

"Andererseits: Die Phantastik - Imaginäre Welten in Kunst und Alltagskultur"

Landesgalerie Linz und

Linzer Schlossmuseum

Bis 29. August Di-Fr 9-18, Sa,

So u. Feiertag 10-17h

www.phantastik.at

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