Die Kirche und die Kunst

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Kardinal König-Preis an das Künstlerduo Nicole Six und Paul Petritsch.

Jahrhundertelang hat sich die Kirche in der Kunst eingekauft. Als größte, teilweise beinahe einzige Auftraggeberin waren Kunstschaffende mehr oder minder von ihr abhängig. Wenn zwei gesellschaftliche Bereiche auf eine derart miteinander verwobene Geschichte für einen doch langen Zeitraum zurückblicken können, bleibt die Frage der Beziehung zueinander auch für die Zeitgenossenschaft virulent. Auch, oder gerade wenn sich die beiden heutzutage im Großen und Ganzen von der Ferne grüßen - wenn es denn überhaupt dazu kommt.

Eine Möglichkeit zu diesem Gruß aus der Ferne bieten Kunstpreise, die von kirchlichen Institutionen ausgelobt werden. Für das kleine Land Österreich tut sich in diesem Feld viel, vor zwei Jahren schloss die Erzdiözese Salzburg zu ähnlichen Aktivitäten anderer Diözesen auf, als sie erstmals den Kardinal-König-Preis verlieh. Gemäß dem angepeilten Zweijahresrhythmus gibt es heuer die nächste Auflage mit einer dazugehörigen Ausstellung.

In seinem Selbstverständnis ist der Preis getragen von der grundsätzlichen Frage, wie weit die beiden Bereiche - jener der Kunst und jener der Kirche - auch heute noch einander bedürfen. Die Kirche hat ihre Rolle als Auftraggeberin zwar verloren, bei den heutigen Kunstmarktpreisen können Kirchensteuermittel nicht mehr mithalten. Aber soll sie sich deshalb völlig vom Experimentierfeld der Kunst zurückziehen? Wer nicht Anteil nimmt an den Utopien der Zukunft, der wird niemals eine echte Zeitgenossenschaft erreichen.

Das heißt nicht, bei jedem Unfug mit dabei zu sein oder komplett im Zeitgeist aufzugehen. Aber es heißt, sich nicht vor der Verantwortung zu drücken und seine eigenen Überzeugungen ins Spiel zu bringen. Daher pocht auch Johannes Neuhardt, der Initiator des Preises, auf die Unverzichtbarkeit der Kunst für die Kirche. Allerdings nicht als Propagandamaßnahme und "nicht als Behübschung des trauten Heimes, sondern als Sichtbarmachung der unsichtbaren Bilderwelt, die das Geheimnis des Glaubens auch heute verständlich macht", wie er im Katalogband schreibt.

Aber wie macht das heurige Preisträgerduo das Geheimnis des Glaubens verständlich, möchte man nun fragen. Die Arbeiten von Nicole Six und Paul Petritsch zeichnet eine selten erreichte Effizienz aus. Mit bescheidenen Mitteln, kleinen Eingriffen in Form von zeitlichen oder räumlichen Verschiebungen erzielen sie maximale Bedeutung. Mit kleiner Geste bringen sie viele der alltäglichen Sicherheiten zum Zerbersten und reißen damit einen neuen Horizont auf. Freilich, sie malen keine modernen Ikonen, aber sie arbeiten entlang jener Spur, die auch heut noch Kunst und Religion innig verbindet: die Unterbrechung der billigen Trampelpfade. So müde können ihre Protagonisten gar nicht sein, dass sie nicht davon erzählen.

Nicole Six / Paul Petritsch

"I'm too tired to tell you"

Kardinal-König-Kunstpreis 2007

Kunstraum St. Virgil

Ernst-Grein-Straße 14, 5026 Salzburg

Verleihung: 27.11., 18 Uhr

Ausstellung bis 15.3.2008

Mo-Sa 8-20, So 8-12 Uhr

Katalog: Kardinal-König-Kunstfonds (Hg.), K wie Kunst. Kardinal-König-Kunstpreis für bildende Kunst,

Salzburg 2007, 56 Seiten, € 22,-

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