Die Sphinx und Mubaraks Swimming-Pool

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Mit österreichischem Know-how wird die weltberühmte Sphinx in Gizeh restauriert.

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Mit österreichischem Know-how wird die weltberühmte Sphinx in Gizeh restauriert.

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Wenn Staatspräsident Hosni Mubarak im Abdin-Palast ein paar Runden in seinem Swimmingpool dreht, müsste er eigentlich ein Schokran - Danke - nach Wien rufen. Denn seinen desolaten Pool mit den wertvollen alten Mosaiken restaurierte mit größtem Erfolg der Wiener Chemiker Hugo Hubacek. Heute kann der umtriebige, risikofreudige Professor, Leiter des Instituts für Silikatforschung an der Wiener Schule der Technik (TGM), auf eine bedeutende Anzahl Referenzprojekte verweisen, wenn es um das Renommee seiner Staatlichen Versuchsanstalt für Silikattechnik geht.

Nach eingehenden Gesprächen mit verantwortlichen Experten, Restauratoren wie Architekten, sowie dem Präsidenten des ägyptischen Supreme Council of Antiquities, Ali Gaballa, wurde Hubacek und seinem Team eine der verantwortungsvollsten Restaurierungen der Welt übertragen, nämlich die der Sphinx. Der "alten Dame" hatten Temperaturschwankungen, Feuchtigkeit und Luftverschmutzung arg zugesetzt. In nunmehr abgeschlossenen, sechsjährigen Testreihen vom ägyptischen Denkmalschutz, sowie dem Amt für Pyramidenrestauration hat sich erwiesen, dass die verwendeten Materialien, einschließlich eines speziellen Additivs, alle Erwartungen erfüllen.

Inzwischen kann Hubacek auf weitere Erfolge hinweisen, wie den Tempel von Luxor, die Al Azhar al Sharif-Moschee in Kairo, Teile der Altstadt von Casablanca, von Fez, Marokko, Bauten in Petra, Jordanien. "An diese Heiligtümer und bedeutenden Denkmäler der Welt zu renovieren, bedarf einer langen Vorarbeit", erzählt Hubacek. "Vor allem muss man schlüssig nachweisen können, dass die verwendeten Materialien es wert sind, an der kostbaren Substanz zum Einsatz zu kommen."

Geheimrezept Heute kann der mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnete Chemiker aus seinem erfahrungsreichen Fundus schöpfen. Im Grunde ist das Erfolgsrezept simpel: das vorhandene Material - im Fall der Sphinx Kalkstein - wird mit Zement und Wasser, feinst gerieben, vermischt, das Additiv beigefügt ("Das Rezept kann ich Ihnen nicht verraten, da käme auf mich eine millionenschwere Klage zu") und auf die Oberfläche gebracht. "Das innovative Flüssigkeitsadditiv", heißt es in einem Fachreport lapidar, "ist umweltfreundlich und erzeugt, je nachdem wieviel Wasser beigefügt wird, gemeinsam mit dem Originalstein eine breiige bis knetbare Masse". Durch eben diese Verwendung der vorhandenen Materialien sind die lange Haltbarkeit, wie auch extreme Witterungsbeständigkeit garantiert. "Genau", weiß der Chemiker nach letzten Tests, "denn die renovierten Flächen sind wasserdampfdurchlässig und temperaturunempfindlch". Wobei angesichts der verantwortungsvollen Aufgaben die siebenjährige Erfahrung hinsichtlich Material- und Verarbeitungstechnologie angemessen erscheint. Mittlerweile geben Hubacek und sein Team ihr Know-how weiter.

Heuer im April konnte die zuständige Ministerin Elisabeth Gehrer dem Präsidenten des ägyptischen Supreme Council of Antiquities, der obersten Denkmalbehörde, den Kooperationsvertrag mit Österreich überbringen. Ausgewählte ägyptische Restauratoren und Sanierungsexperten werden von österreichischen Spezialisten die hier entwickelte Methode der Silikattechnologie erlernen, um damit ihre Baudenkmäler zu restaurieren. "Wir arbeiten mit den einheimischen Experten vor Ort technische Vorschläge aus, um ihnen zu sagen: ,Macht das so oder so!'" Dann werden entsprechende Mengen des in Österreich hergestellten Additivs geordert.

So oder so "Es geht schließlich um zweierlei", resümiert der Experte, "um unser Renommee einerseits und die wirtschaftlichen Interessen Österreichs". So wird denn Hubacek in sechs Kursen an den Standorten Luxor, Alexandria, Sinai, Kairo ägyptische Fachleute in Theorie und Praxis mit der Silikattechnik vertraut machen. Aber auch Schüler der Wiener Schule der Technik profitieren von diesen Kursen, können daran teilnehmen und für ihre weitere Laufbahn praktische Erfahrungen sammeln.

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