Die Wiederentdeckung eines großen Komponisten

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Die diesjährigen Bregenzer Festspiele und der Wiener Musikverein bemühen sich um eine Renaissance des in Vergessenheit geratenen Karol Szymanowski.

Im Jahr 1918 schrieb er seinem Verleger, Emil Hertzka von der Wiener Universal Edition, dass er „ungeheuer an einem Bühnenwerk (eher Ballett als Oper)“ arbeiten möchte, „aber kein Buch finden“ könne. Längst wälzte Karol Szymanowski mit dem Dichter Jaroslaw Iwaszkiewicz Pläne für ein sizilianisches Musikdrama. Held des neuen Werkes sollte Friedrich II. sein. Schließlich entschied man sich für dessen, Sizilien zwischen 1130 und 1154 regierenden Großvater, Roger II. „König Roger“ blieb die einzige Oper des 1882 in der Ukraine geborenen, 1937 in einem Sanatorium in Lausanne verstorbenen Komponisten, der zahlreiche Beziehungen zu Österreich aufweist.

Der Erfolg der Wiener Aufführung seiner zweiten Symphonie und der Klaviersonate Opus 21 mit seinem Freund Artur Rubinstein als Solisten führte dazu, dass er zwischen 1911 und 1913 Wien zu einem ständigen Wohnsitz machte. Bald wählte er das „Sacher“ zu seinem Quartier, war ständiger Gast in den Wiener Theatern, Konzertsälen, Museen und Ausstellungen. Später mietete er eine Wohnung in der Argentinierstraße. Ab Februar 1912 lebte er im Haus des am Wiener Konservatorium lehrenden Klaviervirtuosen Leopold Godowski. Dessen Tochter Dagmar hatte es ihm so angetan, dass beinahe seine Liaison mit seinem Freund Stefan Spiess in Brüche gegangen wäre. Erst in den 1920er Jahren kam er wieder nach Österreich, ins niederösterreichische Edlach, um Linderung für seine Knochentuberkulose zu erfahren, die dann zu seinem Tod führte.

Orientalische Klangvorstellungen

Brahms, Liszt, Skrjabin, vor allem Chopin beeinflussten den jungen Szymanowski, später César Franck, Wagner, Richard Strauss und Max Reger. 1913 sah er in Wien die von Diaghilew choreographierten Strawinsky-Ballette „Feuervogel“ und „Petruschka“, was ihn zu seinem eigenen, von impressionistischen und orientalischen Klangvorstellungen bestimmten Stil führte. Immer wieder sind es antike und orientalische Stoffe, die das Interesse des ab 1927 als Direktor des Warschauer Konservatoriums tätigen Komponisten wecken, wie etwa seine dritte Symphonie, das „Lied der Nacht“ oder die gleichfalls auf persischen Texten basierenden beiden Liederzyklen „Des Hafis Liebeslieder“. Dann sind es polnische Kirchenlieder, die ihn zu seinem „Stabat mater“ inspirieren. Diese Werke stehen neben der Oper „König Roger“ – sie hat am 23. Juli in der Regie von David Pountney im Festspielhaus Premiere – auf dem Programm der diesjährigen Bregenzer Festspiele.

Nicht nur sie haben diesen bedeutenden Komponisten, der als Bindeglied zwischen Chopin und den jüngeren polnischen Klassikern Witold LutoslDawski und Krzystof Penderecki gesehen wird, für sich entdeckt. Mitte Juni führte Christian Tetzlaff im Musikverein Szymanowskis erstes Violinkonzert auf, begleitet von den Wiener Philharmonikern unter Pierre Boulez. Sie widmen sich kommende Saison Szymanowskis dritter Symphonie. Der Livemitschnitt beider Werke wird bei der „Deutschen Grammophon“ herauskommen.

Und Frank Peter Zimmermann, dessen Einspielung der beiden Violinkonzerte jüngst den „Deutschen Schallplattenpreis“ erhielt, bekam vor Kurzem im Polnischen Institut Wien den begehrten Szymanowski-Preis überreicht. Szymanowski scheint nicht nur in Bregenz, sondern auch in seinem geliebten Wien wieder angekommen.

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