Die Wiederverzauberung der Welt

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Im Essl Museum stellen erstmals der deutsche Maler Neo Rauch und seine Frau Rosa Loy gemeinsam ihre Werke aus. Eine Zusammenschau von surrealen, unheimlich anmutenden Bildern zeigt diese in neuem Licht und soll die Künstlerin aus dem Schatten ihres Mannes holen.

Seit 25 Jahren sind sie verheiratet, sie arbeiten in benachbarten Ateliers - und doch ist jene Schau, die nun im Essl Museum in Klosterneuburg zu sehen ist, die erste gemeinsame des Leipziger Künstlerehepaars Neo Rauch und Rosa Loy: Rauch, dessen Werke um bis zu 1,4 Millionen Dollar gehandelt werden, und Loy, die sich auch aufgrund des "Machismus in der deutschen Kunstwelt“, wie Rauch im Pressegespräch beschreibt, nur schwer aus seinem Schatten hervormalen konnte.

80 Werke aus der privaten Sammlung der Künstler, die sie einander geschenkt und füreinander angefertigt haben, und aus der Sammlung von Karlheinz Essl sollen einen Dialog zwischen den Œuvres ermöglichen. "Unsere Bilder zusammen zu zeigen, ist doch eine außerordentlich naheliegende Idee, da musste doch einmal jemand draufkommen“, meint Rauch. Dennoch habe man lange nach einem geeigneten Ort und einer glücklichen kalendarischen Fügung gesucht.

Die Gemeinsamkeiten der beiden Œuvres sind klar ersichtlich, beide Künstler befassen sich mit dem Verdrängten, Unheimlichen, weshalb sie auch den Titel "Hinter den Gärten“ als Metapher für Abgründe und Unterbewusstes gewählt haben. Beide arbeiten sie, so Rauch, an der "Wiederverzauberung der Welt“. Unzählige Geschichten finden sich in den Bildern. Surreale, märchenhafte Motive und magisch-realistische Traumwelten mit verstörenden, nicht immer verständlichen Einbrüchen beherrschen das Werk beider, stets ist es schwer - und auch laut Loy nicht notwendig -, alles Gezeigte zu entschlüsseln. Doch während Rauch seinen Bilderreichtum kraftvoll, klar und voller Bezüge auf sozialistischen Realismus umsetzt, ist Loys Arbeitsweise zarter und sanfter, ihre Linienführung feiner, sind ihre Gestalten hauptsächlich Frauen und diese begleitende Tiere.

Eine neue Dimension solle nun durch die Zusammenschau der Exponate, die Rauch und Loy gemeinsam mit dem Kurator des Essl Museums, Günther Oberhollenzer, ausgewählt und gehängt haben, ermöglicht werden. Bisher hatten die Werke nur im Privathaus der Künstler korrespondieren können, nicht einmal im Atelier hatten die Künstler diese nebeneinandergestellt und waren nun selbst gespannt auf die Wirkung. "Es ist unglaublich, wie die Bilder miteinander arbeiten, eine ungemeine Bereicherung“, findet Loy.

Keine Durchmischung der Arbeiten

Der Gefahr, dass ihre weniger monumentalen und auch zarter gemalten Werke gegenüber Rauchs großformatigen, vor Kraft strotzenden ins Hintertreffen geraten könnten, wurde auch dadurch getrotzt, dass Loy mit einigen Bildern mehr vertreten ist als Rauch. Zudem ist die Idee, die Werke in Dialog treten zu lassen, nur vorsichtig umgesetzt. In zwei Ausstellungsräumen werden Rauchs und Loys Werke nebeneinander gezeigt, ansonsten sind die Räume strikt getrennt. "Wir wollten keine Durchmischung, sondern fanden es reizvoller, wenn in jedem Raum eine andere Atmosphäre kreiert wird“, erklärt Rauch. Durchsichten von einem Raum in den anderen würden Korrespondenzen ermöglichen. Für ihn geht das Konzept auf, so Rauch.

Keinesfalls sei seine Gattin, auch wenn sie weit weniger bekannt ist, eine "Auch-Malerin“ und "die Frau von …“, wie Rauch ausführt. Als seine Frau von einem Kunstmagazin lange nicht beachtet wurde, und, als man sie endlich kontaktierte, um einen Blick in ihre Küche gebeten wurde, war er fuchsteufelswild. Seine "Kollegin Loy“, wie er sie während der Ausstellungspräsentation durchgehend nennt, sei zu Unrecht weniger beachtet. "Ich wäre ein Wahnsinniger, wenn ich eine Auch-Malerin ins Licht zerrte, aber so ist es ja nicht, sie ist stark“, betont er.

Für Karlheinz Essl jedenfalls ist klar, dass es sich bei beiden Künstlern um besonders wichtige handelt, bereits vor Jahren kaufte er Werke beider. Dass er nun der erste Museumsleiter ist, der eine Zusammenschau der Loy’schen und der Rauch’schen Welten ermöglicht, sei für ihn "eine ganz große Ehre“.

Rosa Loy und Neo Rauch: Hinter den Gärten

Essl Museum, bis 16. Nov., Di-So 10-18, Mi bis 21 Uhr

An der Donau-Au 1, 3400 Klosterneuburg

www.essl.museum

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