Diesmal flüstert Evans mit den Wölfen

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Der neue Roman des "Pferdeflüsterer"-Autors handelt von fanatischen Menschen und verfolgten Tieren.

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Der neue Roman des "Pferdeflüsterer"-Autors handelt von fanatischen Menschen und verfolgten Tieren.

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Anders als im "Pferdeflüsterer", den man von der ersten Seite an kaum mehr aus der Hand legen konnte, entwickelt sich das Geschehen im zweiten Roman von Nicholas Evans langsam. Sein Engagement für Tiere ist unübersehbar. In seinem neuen Buch, "Im Kreis des Wolfs", steht die in vielen Regionen sehr dezimierte Tierart im Mittelpunkt. Der Schauplatz ist Amerika, eine Stadt namens Hope, Farmland in einem Tal der Rocky Mountains, bevölkert von einem Menschenschlag, der dem Leser vielleicht etwas ungeläufig ist: Farmer, die von der Viehhaltung leben und ihren Lebensunterhalt damit zum Teil mehr recht als schlecht verdienen. Harte Menschen, überzeugt, ihre Tiere gegen die räuberischen Wölfe verteidigen zu müssen, Fanatiker, die einem selbsternannten Prediger gerne glauben, der meint: "Der Wolf ist nicht einfach nur ein Raubtier, sondern der Inbegriff alles Bösen".

Tierschützer, die sich um die Wiederansiedlung der Wölfe um Hope bemühen, werden bekämpft und bedroht. Aber da ist der Sohn eines erfolgreichen, begüterten Farmers, sensibel und stotternd, anders als die anderen. Ein Außenseiter, der seine Liebe zu den Wölfen entdeckt, sie beobachtet und sich prompt in die hübsche junge Tierschützerin verliebt, die zum Schutz eines Wolfsrudels anreist und die Tiere beobachtet und kennzeichnet. Auch sie schleppt ein Bündel Probleme mit sich herum. Sie helfen und finden einander.

Evans erzählt nicht nur von der Verfolgung und Abschlachtung der Wölfe, sondern streift auch die Ausrottung der Büffelherden. Amerikas Geschichte ist nicht nur eine Kette von Grausamkeiten gegen Menschen, sondern, woran Evans den Leser eindringlich erinnert, auch eine Kette von Feldzügen gegen Tiere. Die Vorfahren der Farmer von Hope haben die Wölfe vergiftet und stolz den "Schädelweg" errichtet, einen Pfad aus sauberen, weißgekochten Wolfsschädeln.

Des öfteren überdreht sich das Geschehen und manchmal gewinnt man den Eindruck, daß sich der Autor seiner Einfälle nicht erwehren kann. Trotz Zeigefingertendenzen ein Roman mit Erzählqualität, mit berührenden Momenten in einer ungewöhnlichen Liebesbeziehung und Schilderungen aus dem Leben des Wolfsrudels einerseits und andererseits Schilderungen von Auswüchsen blinden Hasses, hauptsächlich aber die Geschichte einer äußerst ambivalenten, um ein Haar letal endenden Vater-Sohn-Beziehung.

Im Kreis des Wolfs Roman von Nicholas Evans, Verlag C. Bertelsmann, München 1998, 476 Seiten, geb., öS 328,-

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