Disziplinlos mitmenschlich

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Liebe, sehr geehrte Frau Ute Bock, keine Angst, es dauert nicht lang, da müssen wir jetzt gemeinsam durch, ich weiß, wie zuwider Ihnen der ganze Wirbel um ihre Person ist, nur um der Sache willen, um ein Zeichen zu setzen, haben Sie sich dankenswerterweise breitschlagen lassen, so daß es jetzt einen Preis gibt, der noch dazu Ihren Namen trägt und jedes Jahr verliehen werden soll. Ihr Name wird also weitergereicht werden einmal im Jahr an Personen für deren außerordentlichen Einsatz im Dienste von Menschenrechten und Zivilcourage. Notgedrungen wird man sich also einmal im Jahr an Sie erinnern müssen, wenn man sich auf die Suche macht nach einer Person, die in ähnlicher Weise wie Sie so unangenehm auffällt, von einem Fettnäpfchen ins andere steigt, hochanständige inländische Nachbarn in ihrer Anständigkeit stört und das alles auch noch für ihre selbstverständliche Menschen-Pflicht hält.

Es ist dem Ute Bock-Preis sehr zu wünschen, daß hierzulande jedes Jahr eine Würdige oder ein Würdiger gefunden wird, die oder der ähnliche "Fehler" zu machen bereit ist, wie Sie sie machten: Wie kann man denn helfen ohne nach Rasse, Religion, Staatsbürgerschaft oder gar Hautfarbe zu fragen? Es steht zwar so im Jugendwohlfahrtsgesetz, aber wie kann man denn das so wörtlich nehmen? Wie kann man sich denn um Jugendliche aus dem Sudan, aus Sierra Leone, Zaire, Nigeria, Liberia etc. genau so kümmern wie um österreichische, die nicht mehr weiter wissen? Mit dem Erfolg, daß die afrikanischen Jugendlichen Sie mit "Mama" ansprechen und die österreichischen Erwachsenen ihnen "Negerhur" nachschimpfen? Wie kann man denn die Lücken im sozialen Netz für obdachlose unbegleitete Minderjährige und obdachlose junge Erwachsene mit nicht-österreichischer Staatsbürgerschaft mit einem Stück zu flicken versuchen? Wie kann man sich um "Giftler" sorgen? Wie kann man die letzte Rettung für sonst Rettungslose sein? Wie kann man halbe Kinder vor der Tür des Heims, dessen Leiterin man ist, nicht erfrieren lassen wollen? Wie kann man das Wort "sozial" so wörtlich nehmen? Und den Begriff "Pädagogik" noch dazu?

Wie kann man so disziplinlos mitmenschlich sein? Und dabei so praktisch? Und kein Mitglied eines Ordens? Und nicht bei der Caritas! Gott schütze Sie vor dem Neid, der Häme und den verlogenen Glückwünschen aus dem Inland.

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