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Nestroys "Der alte Mann mit der jungen Frau" in Graz.

Wenn ein Kabarettist vom Schlage eines Andreas Vitasek Nestroy inszeniert, ist doppelter Lacherfolg gesichert: gesehen bei Nestroys Volksstück "Der alte Mann mit der jungen Frau" in Graz, einer resignativ-komischen Reprise auf das Scheitern der 1848er Revolution, von Vitasek mit pointierten Sticheleien gegen heutiges Establishment durchsetzt. So mutiert ein kleiner Dienst zum "Kleindienst", "Kanzler" Graf Steinheim (Otto David) wird beim "richtige Sau"-Zitat ertappt, Bühnenkarikaturen zeigen "verfehlte" Ehen (zum Beispiel Riess-Passer und Schüssel).

Überhaupt ist das Trauma der Ehe neben postrevolutionärem Politisieren das beherrschende Thema des Stückes. Hierbei glänzen bravourös Gerhard Balluch (Herr von Kern) als liberaler und guldenschwerer, aber gehörnter Ehemann, Martina Stilp in der Charakterrolle seiner jungen Frau Regine, die mit überzeugender Erotik ihre Reifung vom verwöhnten Flittchen zur liebenden Gattin vermittelt, und Susanne Lichtenberger, gewohnt ausdrucksstark, als um ihren Liebsten bangende Theres. Überzeugend auch Ute Radkohl (exaltierte Madame Strunk) und Gerti Pall (verzweifelt-besorgte Frau Frankner), Franz Friedrich (Gabriel) scheinen Dienerpartien fast schon auf den Leib geschneidert zu sein. Glaubwürdige Darbietungen auch von Dominik Warta (gesuchter Politverbrecher Anton) und Martin Bretschneider (verliebter Baron Rehfeld), Dietrich Schlederer dagegen (polternder Bauer Holler) erweist sich als bester Nebendarsteller des Abends.

Wohltuend kontrastreich die Bühnengestaltung (Susanne Maier-Staufen) mit modernen, eleganten Sitzmöbeln, mal mit warmem Kaminfeuer, mal mit eisigem Klima untermalt, daneben dann gekonnte Anspielungen auf österreichischen Heimatkitsch; am Ende gab's schallende Lacher und langen Applaus vor bestgefülltem Haus.

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