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Mit den "Mystifikationen der Geschichte" beschäftigt sich eine Ausstellung im Linzer Stadtmuseum Nordico im Rahmen des Großprojekts "echt falsch".

Weder die Mona Lisa im Louvre ist echt, noch der Tassilo-Kelch im Stift Kremsmünster. Das Original des berühmtesten Lächelns der Kunst ruht im sicheren Tresor und das wertvolle Gefäß wird nur zu bestimmten Zeiten gezeigt. Mit Betrug hat das nichts zu tun, sondern mit dem Schutz des Originals.

Sehr wohl mit betrügerischer Absicht hat ein Fall zu tun, der jüngst am Landesgericht Linz verhandelt wurde. Ein Tischler verkaufte gefälschte Werke von Arnulf Rainer und Hermann Nitsch. Den Gemälden, die er von einem Hobbymaler erworben hatte, verpasste er die Künstlersignaturen und verkaufte sie teuer als Originale.

Mit der ganzen Bandbreite von "echt" und "falsch" und der Grauzone dazwischen beschäftigt sich das Projekt "echt falsch", das rund 30 Linzer Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen vernetzt und bis März in Vorträgen, Diskussionen, Ausstellungen, Konzerten, Workshops und im Theater thematisiert wird. Die Initialzündung kam von Nordico-Direktor Willibald Katzinger und Brucknerhaus-Direktor Wolfgang Winkler.

"Die Welt will betrogen sein", ist Katzingers These. "Wenn man Markenzeichen wie Nike, Adidas, Lacoste oder Mercedes deutlich sichtbar tragen muss, um gesellschaftlich anerkannt zu sein, dann fordert das implizit schon zur Fälschung auf." Das Fälschen, Lügen, Tarnen oder Täuschen ist jedoch keine Ausgeburt der Konsumgesellschaft. "Vor Fälschungen ist kein Lebensbereich, keine materielle und geistige Ebene gefeit. Die strengste Wissenschaft, der beste Geheimdienst und das argwöhnischste Gemüt können getäuscht und hintergangen werden. Notfalls betrügen wir uns selbst", schreibt Hannes Etzlstorfer im Begleitband zur Ausstellung.

Rund 180 Exponate wurden für die Schau "Mystifikationen der Geschichte" zusammen getragen. Ein berühmtes Beispiel ist der Mythos um die Zarentochter Anastasia. Das Rätsel, ob eine der Zarentöchter das Massaker der Bolschewiken von 1918 überlebt hat, bewegte die halbe Welt. Als ein verwirrtes Mädchen aus dem Landwehrkanal in Berlin gerettet und ins Irrenhaus eingeliefert wurde, glaubte eine Mitbewohnerin, es handle sich um eine Zarentochter. Das Mädchen gab schließlich - von allen Seiten bedrängt - zu, eine Romanowa zu sein. Der Mythos Anastasia war geboren - auch wenn eine Berliner Zeitung mit Berufung auf eine Zeugin vermeldete, es handle sich um die polnische Fabriksarbeiterin Franziska Schanzkowski, was eine Gewebeprobe Jahre später auch bestätigen sollte.

Interessant ist jene vermeintlich römische Bronzestatue des Jünglings vom Magdalensberg, die beim Pflügen auf einem Feld entdeckt wurde. Nicht nur, dass die Statue völlig unversehrt und ohne Schrammen war. In den achtziger Jahren wurde im Inneren des feschen Knaben eine Spielkarte aus der Renaissance-Zeit gefunden.

Neben raffinierten gibt es auch sehr plumpe Fälschungen zu sehen, wie ein angebliches, allerdings etwas zu üppig geratenes Aktfoto von Kaiserin Sisi - eine simple Fotomontage, mit der ihr Ehemann erpresst werden sollte.

So ist auch der wache Geist des Besuchers gefordert, kritisch zu hinterfragen, ob in der Ausstellung tatsächlich alles echt, was echt ist und alles falsch ist, was falsch sein soll.

Mystifikationen der Geschichte

Nordico Museum Linz

Dametzstr. 23, 4020 Linz

Bis 29. 2. Mo-Fr 9-18Uhr,

Sa, So u. Feiertage 9-18 Uhr

www.brucknerhaus.at/echtfalsch

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