Ein Brett namens Hitler vor dem Kopf

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Pünktlich zum Todestag Eva Brauns am 30. April 1995 am Hamburger Thalia-Theater uraufgeführt, kam das Stück "Fräulein Braun"des deutschen Autors Ulrich Hub nun im Wiener Theater im Künstlerhaus zur österreichischen Erstaufführung. Eine "Spurensuche im Zentrum des Hurrikans", ein Blick auf eine "an sich intelligente Frau", die fast eineinhalb Jahrzehnte Hitlers Geliebte war, "Tiefenschärfe" und die Herstellung eines sensibilisierenden Bogens zur Gegenwart waren angekündigt. Wenig davon wurde erfüllt.

Das Stück bietet eine Fülle Biographisches: "Fräulein Braun" hatte einen autoritären Vater, eine klosterschulische Erziehung, liebte Karl May und Jazz, war sportlich, wollte unbedingt zum Film und so fort. Vor allem aber signalisiert Hub: Die Dame hatte ein Brett vor dem Kopf, das Hitler hieß, und ein Wahrnehmungsvermögen, das sich auf Mode, Schmuck und Fotos beschränkte. Für einen differenzierten Blick wurde hier zu oberflächlich an einan sich interessantes Thema herangegangen.

Einige Lichtblicke gelingen in Hagnot Elischkas mäßig engagierter Inszenierung den Darstellern, vor allem Rainer Stelzig, der die Szenenwechsel als "oberster Schäferhund des 3. Reiches" mit bisweilen hinreißend clownesker Komik füllt. Sabine Friesz dagegen beschränkt sich als "Fräulein Braun" über weite Strecken auf Kleinmädchengetue. Nur selten wird der Abgrund sichtbar, auf dem sich dieses naive Wesen bewegt (bis 28. November, Infos: 01-5870504).

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