Ein Buch voller Humor und Weisheit

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Noch ist es still im Bayou Tourterelle und noch schläft er, der Zuckerkönig. Er ist der Herrscher über den Sumpf im Süden der USA und ein mythisches Wesen, größer als sein Cousin Bigfoot, viel größer als der Yeti. Mit Händen, breit wie Palmwedel, die einen Alligator meilenweit durch die Luft schleudern können. Und sein Zorn ist legendär. Gut also, dass er schläft.

Aber es braut sich was zusammen im großteils noch unberührten Zuckerrohr-Idyll. Und niemand weiß das besser als die beiden Waschbären Bingo und J'miah, ihres Zeichens frisch ernannte Sumpfhüter. Sie sind hellwach, wohnen in einem allmählich verrottenden Oldtimer - ein DeSoto, Baujahr 1949, benannt nach dem spanischen Eroberer Hernando de Soto, der auf seinem Schiff auch 200 Wildschweine mit nach Amerika brachte - und hören zudem "die Stimme der Erleuchtung". Ab und an kann es während eines Unwetters im Bayou nämlich passieren, dass ein Blitz unter die Kühlerhaube des DeSoto fährt und - allmächtiger Zufall - die Batterie des Autos gerade genug auflädt, um im Wageninneren Musik und Informationen des lokalen Sumpfradios zu empfangen.

Kampf gegen die Profitgier

Was die Waschbären alsbald auch zu hören bekommen, sind das nahende Getrampel einer Wildschweinrotte und die vorsichtigen Schritte eines 13-Jährigen, dessen jüngst verstorbener Großvater vor vielen Jahren nicht nur ein Polaroid vom bedrohten und verschwundenen Elfenbeinspecht, sondern vom Zuckerkönig höchstpersönlich geschossen hat. Chap heißt der Junge, und im Sumpfcafé seiner Mutter gibt es die süßesten Zuckertaschen weit und breit. Aber Zuckertaschen und Zuckerrohr, Café und Sumpf -all das soll demnächst auch verschwunden sein. Denn da ist noch ein Geräusch, und das stammt vom dröhnenden Motor des Geländewagens vom profitgierigen Johnny Zaster, der gemeinsam mit Jaeger Stitch, der amtierenden Weltmeisterin im Alligatorenringen, den Sumpf in einen großen Fun-und Themenpark verwandeln will. Höchste Zeit, dass doch jemand den Zuckerkönig weckt ...

Kathi Appelt führt uns in ihrem satirisch zugespitzten und mythisch angehauchten Kinderbuch in ein bedrohtes Biotop, das, verkörpert durch den fabelhaften Zuckerkönig, zugleich der wahre Held der Geschichte ist. In zahlreichen kurzen Kapiteln nimmt die vielfach ausgezeichnete US-Autorin allerhand Erzählfäden auf und lässt sie in einem großartigen Finale zusammenlaufen. Ein Buch tatsächlich für alle ab 10 Jahren, voller Humor und Weisheit, zuckerleicht und mit einem ganz eigenen erzählerischen Sound dargeboten, und damit auch hervorragend geeignet zum Vorlesen.

Lang lebe der Zuckerkönig!

Von Kathi Appelt, übersetzt von Birgit Salzmann, Magellan 2014. 304 Seiten, artderbindung, € 15,40

Buchtipp von FURCHE, Stube und Institut für Jugendliteratur

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