Ein Denkmal für Iggy Pop, 70, & Co

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"Gimme Danger": Auch als Dokumentarfilmer bzw. Filmessayist ist Kultregisseur Jim Jarmusch eine Größe für sich.

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"Gimme Danger": Auch als Dokumentarfilmer bzw. Filmessayist ist Kultregisseur Jim Jarmusch eine Größe für sich.

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Am 21. April hat Iggy Pop seinen 70. Geburtstag gefeiert. Kein wirklich außergewöhnliches Datum heutzutage. Aber im Fall des James Osterberg, so der bürgerliche Name des "Jubilars", doch: Denn ob des Lebenswandels, dem Iggy Pop vor allem in den 1970er-Jahren frönte, hätte kaum jemand einen Pfifferling dafür gegeben, dass der Altvordere der Rockmusik je dieses Alter erreichen könnte. Nun hat Jim Jarmusch, Indepententfilm-Legende und gerade sechs Jahre jünger als die Punk-Ikone, einen Dokumentarfilm über Iggy Popp, pardon: einen Filmessay gedreht. Zeitgerecht zum runden Geburtstag des Protagonisten kommt "Gimme Danger" hierzulande in die Kinos.

Auch weniger eingefleischten Fans der dröhnenden Musik der Band "The Stooges", der Iggy Pop als Sänger und Elektro-Ukulele-Spieler den Sound verlieh, kommen in dem meisterlichen Leinwandwerk voll auf ihre Rechnung. Der Punk-Opa, der auch in seinem doch eher fortgeschrittenen Alter immer noch jugendlich wirkt (natürlich nicht im Aussehen ) erzählt seinen und seiner Bandkollegen Werdegang; so sie noch leben, dürfen selbige auch ihre entsprechenden Wortspenden beisteuern. Geschickt montiert Jarmusch Konzertaufnahmen aus den 1960er -Jahren bis anno 2010, als Iggy Pop in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, mit den Erzählungen der Zeitzeugen dieser Musik.

Ein kurzweiliger, informativer und kunstvoller Musikfilm ist so entstanden, der den Sound und das Lebensgefühl der Stooges und Iggy Pops mitten in den Kinosaal trägt. Als eine Mischung aus der Ballettikone Nijinsky, dem Martial-Arts-Erfinder Bruce Lee, dem Anarcho-Komiker Harpo Marx sowie dem französischen Parade-Lyriker Rimbaud, der "zähnefletschend wie ein Leopard auf der Bühne auf und ab stolzierte": So bezeichnet ihn Jarmusch, und die Musik der Stooges, die jahrzehntelang andere Bands dieser Stilrichtung nachhaltig beeinflusst haben, charakterisiert der Regisseur als "Kombination aus heftigem, urgewaltigem Hämmern, zugedröhntem Psychedelic und Blues-a-Billy-Grind mit lakonischen, von Existenzangst geprägten Texten."

Von Iggy an die Spitze von Sony und zurück

The Stooges waren ihrer Zeit voraus, sie prägten den Punk Rock, bevor dieser noch erfunden war. Auch die Rezeption blieb überschaubar: Die kommerziellen Erfolge, die das Plattenlabel Elektra Records, unter dem Iggy Pop &seine Mannen unter Vertrag standen, erhofft hatte, stellten sich nicht ein. Die Band löste sich denn 1974 auch auf, Iggy verfiel der Alkohol-und Drogensucht. Bei der Rückkehr daraus half ihm nicht zuletzt sein Freund David Bowie. Interessant auch die Karriere von Stooges-Gitarrist James Williamson, der nach dem Zerfall der Band zu einer der Hauptfiguren im Silicon Valley aufstieg und es bis zum Vizepräsidenten von Sony brachte -um dann, längst im Ruhestand, 2009 bei der Wiedervereinigung erneut zu den Stooges zu stoßen.

Auch als filmischer Dokumentarist bzw. Essayist ist Jim Jarmusch eine Größe für sich.

Gimme Danger

USA 2016. Regie: Jim Jarmusch. Mit James Osterberg alias Iggy Pop. Constantin. 108 Min.

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