Ein Klassiker aus dem Senegal

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Der Doyen der französisch schreibenden Dichter Senegals nutzte orale Erzähltechniken.

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Der Doyen der französisch schreibenden Dichter Senegals nutzte orale Erzähltechniken.

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Amüsante volkstümliche Geschichten, fabelartige, nicht minder witzige Abstecher ins Tierreich oder alte, seit Generationen überlieferte Legenden machen Birago Diops "Geistertöchter - Die Geschichten des Amadou Koumba" zu einem informativen und sehr unterhaltenden Ausflug in die Geschichte und Tradition Westafrikas.

Diops Erzählungen sind Reisen durch seine Heimat - und geradezu ein afrikanischer Erziehungsalmanach. Der aus Senegal stammende Autor wählt den Grioten Amadou Koumba, den Erzähler, Genealogen und Geschichtsbewahrer, als Rahmenerzähler für sein Buch. Er bewahrt damit viel von der Lebendigkeit der afrikanischen Erzählkunst, deren Erbe er als Griot-Schriftsteller antritt. Die Begegnung mit Koumba, dem Grioten der Familie seiner Mutter, prägte Diops Selbstverständnis als Autor. Er entwickelt orale Erzähltechniken weiter, die einem lebendigen Rahmen und der Überleitung in die Erzählung dienlich sind: "Aus seiner Geschichte heraustreten - oft, nachdem er kaum in sie eingetreten war - und sie dann um so wirkungsvoller wieder aufnehmen, so machte es für gewöhnlich Amadou Koumba ... Oft entführte er uns, auf das Wort eines seiner Zuhörer hin, weit, sehr weit zurück in die Zeit. Oft auch war es ein Mann, der gerade vorüberging, die Geste einer Frau, die aus seinem Gedächtnis Geschichten und Worte der Weisheit aufleben ließen, die der Großvater seines Großvaters von seinem Großvater gehört hatte."

Seien es die Geschichten in der Geschichte, die Sprichwörter und Sentenzen, wie beim Grüßen habe sich noch niemand den Mund ausgefranst oder wie nützlich der Hintern ist, wisse man erst, wenn man sich setzen muß, die die Lehren der Geschichten auf den Punkt bringen, sei es die Zuteilung der Charaktere in der Tierwelt (der Hase ist schlau, die Hyäne dumm und gefräßig, der Affe naschhaft und hinterlistig, der Papagei schwatzhaft), die den Leser dazu bringt, sich über die Mißgeschicke der einen und das Glück der anderen zu freuen. Diop verbindet die Übermittlung sozialer und kultureller Werte mit Humor und Unterhaltung. Schon der 1947 erschienene erste Band der "Geschichten des Amadou Koumba" zog eine große afrikanische und europäische Leserschaft in seinen Bann und machte den 1989 verstorbenen Dichter und Diplomaten zu einem der wichtigsten frankophonen Dichter Westafrikas.

Geistertöchter. Die Geschichten des Amadou Koumba Von Birago Diop Verlag Peter Hammer, Wuppertal 1998, 316 Seiten, brosch., öS 218,-

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