Ein Mistkerl, der sich aufbäumt

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Aus einem Grund ist es schade, dass Tom Hanks heuer nicht für den Oscar nominiert ist: Genau zwei Jahrzehnte nach "Philadelphia“ wäre er nämlich gegen jenen Schauspieler und jenen Film angetreten, die seine Nachfolger im Geiste sind - und trotzdem in vielem grundverschieden.

Das Drehbuch zu "Dallas Buyers Club“ ist ein Kind derselben Zeit, musste aber mehr als 15 Jahre kursieren, bis es ein Studio fand. Auch hier wird in den Anfangstagen von HIV/AIDS ein Einzelner nach der Diagnose zum Aussätzigen für sein Umfeld, auch hier muss er für seine Gerechtigkeit kämpfen. Das Misstrauen gegen das System passt jedoch mehr ins Heute. Die Einstellung, dass im Hintergrund wirtschaftliche Interessen regieren, Aufsichtsbehörden deren Helfer sind und derjenige stirbt, der sich ihnen anvertraut, verlangt auch keine grundsympathische Hauptfigur. Stattdessen ist es ein Mistkerl, der sich aufbäumt, ein trinkender, koksender, Frauen vernaschender Rodeoreiter, der stur dabei bleibt: "Nichts da draußen kann Ron Woodroof in 30 Tagen töten“.

Glanzlicht in McConaugheys Karriere

Weil er nicht in die Medikamentenstudie kommt, besorgt er sich das Mittel eben unter der Hand. Als diese Quelle wieder versiegt, findet er einen Arzt in Mexiko, macht daheim aus der nicht zugelassenen Therapie ein wenig legales Geschäftsmodell.

Erst allmählich, als er gemeinsam mit dem Transsexuellen Rayon den titelgebenden Club aufzieht, bricht er mit seinem Weltbild und setzt sich auch für andere ein. Brilliant ruppig spielt Matthew McConaughey diesen Cowboy im Wandel, überschattet lediglich von seinem dramatisch abgemagerten Äußeren sowie dem noch schockierenderen von Jared Leto. Hinter ihrer Leistung steht eine Produktion, die mit minimalem Pathos, dafür mit Nähe und natürlichen Lichtquellen arbeitet - was sich auszahlt: "Dallas Buyers Club“ ist nicht nur ein Glanzlicht in McConaugheys Karriere, sondern gesamt ein starker, unprätentiöser Film.

Dallas Buyers Club

USA 2013. Regie: Jean-Marc Vallée. Mit Matthew McConaughey, Jared Leto, Jennifer Garner. Thimfilm. 117 Min.

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