Ein Oscar namens Nestroy

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Sprachlos nahm Ulrike Kaufmann den Nestroy-Preis für die beste Ausstattung entgegen und entsprach damit dem Titel des von ihr betreuten Stückes ("Nemo, nemo loquitur" im Wiener Serapionstheater). Andere, vor allem der für sein Lebenswerk ausgezeichnete Otto Schenk, hatten dagegen einiges zu sagen. Die erstmalige Übergabe der Nestroy-Theaterpreise im Rahmen einer großen Gala im Theater an der Wien ist bereits Geschichte. Peter Marboe, dem Wiener Stadtrat für Kultur, muss man für diese Idee dankbar sein. Denn hier wurde in jedem Fall Werbung für das Theater gemacht.

Kritische Stimmen fehlten naturgemäß nicht: Man habe nicht die richtigen Preisträger ausgewählt, die Preisübergabe sei nicht gut inszeniert gewesen, und überhaupt sollte man entweder alles anders machen oder es bei den bisherigen Auszeichnungen für Bühnenkünstler belassen.

Die enge Anlehnung an die amerikanische Oscar-Nacht ist bei einem nach dem Urwiener Johann Nestroy benannten Preis sicher problematisch, über die optimale Auswahl des Programms zwischen den Aufrufen der Preisträger (in diesem Fall die "Pompes funebres" aus dem Burgtheater) lässt sich trefflich und endlos streiten, und über die gerechte Zuerkennung der Preise sowieso.

Denn wie objektiv lässt sich über künstlerische Leistungen urteilen? Ich halte es für richtig, dass die journalistischen Juroren nur Vorschläge erstellen durften, die letzte Entscheidung aber den Mitgliedern der neu bestellten Nestroy-Akademie (alle Kainz-Medaillen-Träger, die Inhaber des Nestroy-Ringes, je ein Vertreter des Wiener Bühnenvereins und der Landestheater) vorbehalten blieb.

Denn über solche Preise sollten nicht vorrangig Theoretiker befinden: über Journalistenpreise nicht Kommunikationswissenschaftler, sondern erfahrene Medienpraktiker, über Preise im Kunstturnen nicht Professoren für Ästhetik, sondern ehemalige Aktive, über Theaterpreise nicht Theaterkritiker, sondern anerkannte Bühnenprofis. Und letztlich wird jedes Gremium unterschiedlich entscheiden, das breite Publikum anders als die Fachjournalisten oder die Kollegenschaft. Übrigens: Die "Bühne"-Leser wählten dieser Tage Wolfgang Hübsch, der gar nicht für den "Nestroy" nominiert war, zum Schaupieler des Jahres.

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