Ein Parcours durch aufregende Zeiten

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Das Museum auf Abruf (MUSA) zeigt das Lebenswerk der 1927 in Wien geborenen Künstlerin Lieselott Beschorner. Ihre Arbeiten zeigen nicht nur eine große Vielfalt an Themen, Techniken und formalen Lösungen, auch die Bandbreite der verwendeten Materialen ist riesig.

Das Leben ist ohnedies schon ein Werk, das bewältigt werden will. Manche erreichen dies, indem sie ein Lebenswerk schaffen, eine umfassende Produktion von Kunstwerken, die als Relikte das eigene Leben begleitet haben. Ein derartiges Lebenswerk zeigt derzeit Lieselott Beschorner im MUSA in Wien, einen Parcours durch die aufregenden Zeiten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, bestehend aus ihren Beiträgen und Reaktionen zur Gestaltung dieses Geschichtsabschnitts.

Die Besucher erwartet eine große Vielfalt an Themen, Techniken und formalen Lösungen, die mit einer ebenso großen Bandbreite an verwendeten Materialien aufwarten kann. Lieselott Beschorner wurde 1927 in Wien geboren und studierte ab 1945 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh. 1951 wurde sie als eine der ersten Frauen überhaupt in die Vereinigung Bildender Künstler der Wiener Secession aufgenommen und war dort in zahlreichen Ausstellungen mit ihren Arbeiten vertreten. Es folgten Stipendien, Lehrtätigkeit und die Arbeit an besagtem, umfassendem Lebenswerk.

Experimentierfreudige Arbeitsprozesse

Die frühen, in der Präsentation gezeigten Aktzeichnungen und Landschaften belegen nicht nur Beschorners Fähigkeiten, die figürlichen Motive in kompakte zeichnerische Gestaltungen zu übertragen. Diese Arbeiten sind darüber hinaus mit einem kompositorischen Geschick behandelt, das nicht nur für eine gelungene Übertragung der Vorlagen sorgt, sondern daneben auch die Figuren zur Rhythmisierung einsetzt und damit die einzelnen Blätter in eine Folge vibrierender Proportionsfelder aufteilt. In den Fünfzigerjahren verlegt sich Beschorner dann auf kleinformatige, ungegenständliche Malereien, die den damaligen Trend, sich an den Werken der Zweiten Pariser Schule zu orientieren, zwar aufgreift, aber dennoch daraus eigenständige Kompositionen schafft. Spätestens mit der nächsten Werkfolge zeigt sich, dass sich Beschorner offensichtlich in allen Werkphasen experimentierfreudig auf neue formale und materialbezogene Arbeitsprozesse einlässt. Denn im nächsten Werkabschnitt verwendet sie für ihre "Schichtenbilder“ bemaltes Fließpapier, das sie zerreißt und in Überlagerungen in Form von Collagen zu neuen, an Landschaftsstücke erinnernde Kompositionen zusammenfügt.

In den nächsten Zyklen, mit denen Beschorner bis in die späten Siebzigerjahre beschäftigt ist, verlässt sie den ungegenständlichen Zugang wieder, und schafft mit ihren "Groteskerien“ und "Emotionalien“ spielerische, manchmal verspielte, wieder ins Figürliche hineinreichende Arbeiten. So kombiniert sie fotografische Relikte wie Augen und Mund mit zeichnerischen Ergänzungen, die durch ihre in Streifen oder Schachbrettmustern in harten Hell-Dunkel-Kontrasten gestalteten Oberflächen sowohl an die damalige Haute Couture wie an roboterähnliche Wesen erinnern. Zudem sind sie in seltsamen Verschlingungen angeordnet, bei denen sich erotische Annäherungen von aggressiver Bedrängnis kaum unterscheiden lassen.

Einzigartige Verbindungen

Eine nochmals mehr oder minder eigenständige Werkgruppe bildet das skulpturale Werk von Beschorner. So schuf sie Tonköpfe, die zwar wie Wächterfiguren wirken, aufgrund ihrer Zerbrechlichkeit bleibt ihre Funktion aber auf die optische Ebene beschränkt. In einer ähnlichen Spannung stehen ihre "Puppas“, bei denen sich aus der Kombination von unterschiedlichen textilen Accessoires und oftmals in Wolle gestrickter Körper an Fetische erinnernde Figuren ergeben, denen trotz ihres Verweises auf die heile Welt der Spielpuppen jeglicher Liebreiz mangelt. Bei Beschorner verbindet sich das Kuriose und das Fantastische als Wiener Spezialitäten mit den Schattenseiten der menschlichen Existenz - ohne aber völlig in die dabei angebotenen Abgründe abzustürzen. Ein facettenreiches Lebenswerk bietet sich den Betrachtern, in der Spannung zwischen bunter Lebensfreude und beinahe überwältigenden Hindernissen zu diesem Wohlgefühl.

Lieselott Beschorner

Zwischen Abstraktion und Groteske

MUSA, Felderstraße 6-8, 1010 Wien

bis 12. 3., Di., Mi., Fr. 11-18, Do. bis 20, Sa. bis 16 Uhr

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