Ein Singspiel von Philosophenhand

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Styriarte, Graz

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Styriarte, Graz

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Wohl jeder Opernfreund kennt Mozarts Singspiel "Bastien und Bastienne", doch viel weniger bekannt ist , dass das Vorbild dazu von Jean-Jacques Rousseau stammte. Der berühmte Philosoph war er eng mit der Musik verbunden, verdiente er sich doch lange Zeit seinen Lebensunterhalt als Notenkopist. Als Autodidakt kämpfte er gegen die französische Barockoper und für den neuen italienischen Stil der Natürlichkeit. Sein Singspiel um Liebe und Eifersucht wurde unter dem Titel "Le devin du village"1752 uraufgeführt, hielt sich an die 60 Jahre auf den Bühnen Frankreichs und fand viele Nachahmer.

Das Festival "Styriarte" bot nun Teile daraus, zusammen mit Werken von Pergolesi, dem Komponisten des neuen Stils, von Rameau, der für die barocke Tradition steht, und schließlich von Michel Corette, der mit seinem "Concerto comique" die beiden Richtungen versöhnte. Rousseaus kleines Werk ist kein großer musikalischer Wurf, doch ist es voll Charme und Temperament, und wäre nicht ein Mozart gekommen, wer weiß, ob es sich nicht bis heute gehalten hätte. Da hört man Colette klagen, Colin schmachtet, schließlich bringt der Dorfwahrsager das Happy End. Das Ensemble "La Corona Melodica" arbeitete im Schloss Eggenberg die Unterschiede zwischen der prachtliebenden Musik des Barock und der neuen Natürlichkeit des Rousseau hörbar heraus. Die Sopranistin Jill Feldmann war mit ihrer scharfen Stimme eher Medea als Colette, der Altus Rudolf Brunnhuber gestaltete überzeugend den blutjungen Liebhaber.

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