Ein Theaterereignis

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Luc Bondy inszenierte Horvaths "Figaro läßt sich scheiden".

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Luc Bondy inszenierte Horvaths "Figaro läßt sich scheiden".

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Nicht nur deshalb, weil sich demnächst der tragische Tod des Autors zum 60. Mal jährt, kommen derzeit Ödön von Horvaths Dramen wieder allerorten mit Recht zu Ehren. Nein, die Qualität seiner Werke, ihre Sprache, ihr unaufdringlicher Appell zur Humanität, ihr engagiertes Eingehen auf Probleme, die in ähnlicher Form irgendwo und irgendwann immer wiederkehren, lassen sie aktuell bleiben.

Gerade "Figaro läßt sich scheiden", derzeit als gemeinsame Produktion der Wiener Festwochen mit dem Theater in der Josefstadt im Theater an der Wien zu sehen, hat uns heute noch viel zu sagen, vor allem über das Los von Flüchtlingen, den Kampf um die Existenz, die Zerrüttung einer Ehe, die Mühsal des ständigen Lernprozesses des Lebens, die im sehnsüchtigen Ausruf des alten Grafen Almaviva nach "Ferien" gipfelt. Horvath beherrscht auch die Kunst, Probleme nicht zu verniedlichen und trotzdem Humor und Hoffnung nicht zu kurz kommen zu lassen.

Wenn ein solches Stück, in das sich sehr stimmungsvoll Musik von Mozart und Rossini einbauen läßt, ein Könner wie Luc Bondy inszeniert, kann und konnte in diesem Fall auch ein überwältigendes Theaterereignis herauskommen. Das Bühnenbild von Erich Wonder läßt keinen Wunsch offen und schafft in jedem Bild die genau richtige Atmosphäre.

Schauspielerisch vermögen in den Hauptrollen Anne Tismer (Susanne), Gert Voss (Figaro), Helmuth Lohner (Graf Almaviva) und Gertraud Jesserer (Gräfin) menschlich tief zu berühren. Aus der bis in kleinere Rollen - manche Akteure haben zwei übernommen - schlicht grandiosen Besetzung müßten noch viele hervorgehoben werden, besonders verdienen es Erni Mangold (Hebamme), Herbert Föttinger (Forstadjunkt, Gast) und Adelheid Picha (Konditorsfrau).

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