Ein toller Abend

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Luc Bondys Horvath-Inszenierung lockt in die Josefstadt.

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Luc Bondys Horvath-Inszenierung lockt in die Josefstadt.

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Schon bei den Wiener Festwochen 1998 war "Figaro läßt sich scheiden" von Ödön von Horvath ein toller Theaterabend im Theater an der Wien. Nun läuft die überaus sehenswerte Inszenierung Luc Bondys im kongenialen Bühnenbild Erich Wonders, das fast jeder Szene den optimalen Rahmen bietet, im Repertoire des Wiener Theaters in der Josefstadt und entfaltet auf der kleineren Bühne fast noch mehr Wirkung.

Unglaublich, wieviel der zu Recht wieder vielgespielte Autor an Themen in dieses Beaumarchais beziehungsweise Mozart weiterspinnende Stück hineingepackt hat, ohne daß dies verwirrend wirkt: den Übergang von einer feudalen zu einer bürgerlichen Gesellschaft, das Schicksal von Ausländern und Flüchtlingen, den Kampf um die Existenz in einer spießigen Gesellschaft (die Bewohner von "Großhadersdorf" kommen einem alle irgendwie bekannt vor), die Zerrüttung einer Ehe, die Gefahr politischer Indoktrination in Erziehungsanstalten, vor allem aber die an Graf Almaviva demonstrierte zeitlose Aussage, daß das Leben ein ständiger Lernprozeß ist.

Bondys Inszenierung verstärkt Horvaths Brückenschlag ins 20. Jahrhundert, etwa in der Szene in Cherubins Nachtcafe, übrigens fast der einzigen, über deren Realisierung man hier streiten kann, abgesehen von der unnötigen Entblößung eines männlichen Hinterteils in Figaros Frisiersalon. Das sind aber Details angesichts einer Aufführung, von der man, auch dank der grandiosen Besetzung, sicher noch lange reden wird.

Noch vor dem brillanten Gert Voss als Figaro und der von Szene zu Szene stärker werdenden Anne Tismer als Susanne möchte man den Grafen Almaviva des Helmuth Lohner nennen: die berührende Studie eines älter und ein bißchen weiser werdenden Feudalherren aus absolutistischer Zeit. Darüber hinaus gehören aber zumindest noch Gertraud Jesserer, Adelheid Picha, Erni Mangold, Herbert Föttinger, Paulus Manker, Alexander Waechter, Cornelia Köndgen und Emanuela von Frankenberg hervorgehoben.

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