Ein ungewöhnlicher und unangepasster Karriere-Start

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Mit einer Nebenrolle begann Florian Boeschs Opernkarriere vor drei Jahren, heute wird der Sänger in der ersten Liga gehandelt. Der Terminkalender des beliebten Baritons ist mehr als voll. Dabei verkörpert Boesch einen neuen Sängertypus: Er geht niemals den Weg des geringsten Widerstands, Anpassung ist für ihn nur feige Bequemlichkeit.

Mozartjahr 2006: Bei den Salzburger Festspielen dreht sich alles um die „Le Nozze di Figaro“-Inszenierung mit Claus Guth, Nikolaus Harnoncourt und Anna Netrebko; bei dem Trubel mag damals von so manchem Opernfreund übersehen worden sein, dass Florian Boesch als Gärtner Antonio einen sehr erfolgreichen Auftritt in einer Nebenrolle hatte. Inzwischen wird er in der ersten Liga gehandelt: Bei den Salzburger Sommerspielen 2009 war er in „Così fan tutte“ als Guglielmo angesetzt – und bekam sowohl die Premiere als auch die TV-Übertragung zugestanden. Im Theater an der Wien gehört er spätestens seit „Radamisto“ und der szenischen Deutung des „Messiah“ von Händel zu den Rising Stars des Erfolgsintendanten Roland Geyer.

Florian Boesch verkörpert einen neuen Sängertypus: Er geht niemals den Weg des geringsten Widerstandes, Anpassung ist für ihn nur feige Bequemlichkeit, und Protektion aus der Sänger-Familie lehnt er noch mehr ab. Immerhin entstammt er einer genetisch „belasteten“ Familie: Großmutter Ruthilde Boesch war jahrzehntelang eine erfolgreiche Sopranistin an der Wiener Staatsoper ehe sie als Lehrerin von Edita Gruberová ein zweites Mal reüssierte; Vater Christian Boesch galt in den 70er und 80er Jahren als der ideale Papageno, Figaro und Wozzeck. Und dann kam Florian Boesch und weigerte sich, bei Großmutter oder Vater stimmtechnisch ausgebildet zu werden …

Mit Ernst und Nachdruck

Als ihn die Freunde der Wiener Staatsoper zum Adventkonzert 2000 in den legendären Brahmssaal holten, schreckte er seine prominenten Verwandten durch fast schulterlange Haare; heute hält er sich offenbar an Yul Brynner – gleichgeblieben ist der ungeheure Ernst und Nachdruck, mit dem er sich seiner Karriere und seinem Repertoire widmet. Er scheut weder vor modernen Inszenierungen noch anspruchsvollen Partituren der Barockzeit (oder der Gegenwart) zurück. Die italienische Oper reizt ihn kaum. Aber seine Karriere-Zukunft sieht Florian Boesch weiterhin bei Monteverdi, Händel oder Mozart – hier lockt ihn jetzt der Don Giovannni; auch an den Wozzeck will er sich heranwagen. Und im Theater an der Wien probiert er ein ganz und gar neues Fach aus: Er wird neben dem Falke in der „Fledermaus“ am selben Abend den Frosch geben. „Ich habe zwar keine Ahnung, wie ich den anlegen werde – aber sicherlich nicht wie Meinrad oder Schenk. Roland Geyer hat mit mit seinem Vorschlag jedenfalls überzeugt“, begründet der Mittdreißiger sein personalsparendes Ja. Für Spannung ist gesorgt.

Opernwerkstatt mit Florian Boesch

RadioKulturhaus, Sa, 21. 11., 19.30 Uhr

Moderation: Peter Dusek

Ö1-Sendetermin: So, 13. 12., 15.05–16.30 Uhr

Eine Kooperation mit der FURCHE

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