Eine Hochzeit in Preußen

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Geschlechterverhältnisse

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Geschlechterverhältnisse

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Ein Hauch der alten Geschlechter wogte letzten Samstag durch die preußische Residenzstadt Potsdam, als derjenige seiner Sophie das Jawort gab, der heute auf dem deutschen Throne säße - wenn dieser noch besetzt würde. Eines der bewegendsten Bilder des Tages war, als der Bräutigam Prinz Georg Friedrich von Preußen von seiner Mutter Donata Gräfin zu Castell-Rüdenhausen und seiner von Geburt an behinderten Schwester Cornelie-Cécile zu Fuß zur Kirche geleitet wurde. Der Pastor formulierte in der ökumenischen Trauung mit österreichischer Assistenz durch Altabt Gregor Henckel-Donnersmarck und jüdischer Beteiligung später: ganz als Bürger stelle sich der Prinz vor dem Altar der Schlosskirche in die Tradition seiner königlichen Väter und dokumentiere so ein modernes Verständnis, die Dynastie der Hohenzollern mit ihrer 950-jährigen Tradition zu repräsentieren.

Welches Verhältnis aber zeigten die Bürger zum alten preußischen Herrschergeschlecht? Im Vorfeld hatte es ein langes Für und Wider zur Liveübertragung dieser Eheschließung im öffentlichen Fernsehen gegeben, bezahlt aus Steuergeldern. 160.000 Zuseher waren für den Intendanten Beleg für die enorme öffentliche Anteilnahme. Tausende säumten die Straßen, als das Brautpaar in offener Kutsche zum Schloss Sanssouci fuhren.

Neben Fahnen des untergegangenen Preußen erstaunten Schilder mit der Aufschrift "Regiert uns!“, gehalten von jugendlichen Schaulustigen. Welch entspanntes Verhältnis der Brandenburger, die zeigten, dass sie nach sozialistischer DDR-Diktatur in der modernen Demokratie der Bundesrepublik Deutschland längst angekommen sind und dies mit liebenswürdiger Gastfreundschaft für die Geschlechter verbinden können, die vor hundert Jahren die Elite Deutschlands bildeten.

* Der Autor, Rabbiner, leitet das Abraham-Geiger-Kolleg Berlin

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